An die wechselvolle Geschichte des Bauwerks und an liturgische Traditionen soll am morgigen Sonntag, 25. November, in der alten Synagoge am Edmund-Körner-Platz erinnert werden. Das Konzert um 16 Uhr ist zugleich Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, mit der das 100-jährige Bestehen der 1913 eingeweihten Synagoge begangen werden soll.
An diesem Sonntag gibt der Synagogenchor der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) ein liturgisches Konzert. Damit wird zum ersten Mal seit 74 Jahren, seit der Zerstörung der Synagogen in Deutschland, die Musik im Haus ertönen, die bis damals gepflegt wurde. Louis Lewandowski etwa war königlicher Kapellmeister in Berlin und setzte die traditionellen Melodien im Stil Mendelssohn-Bartholdys um. Musik, die sich danach in vielen Synagogen Europas und Amerikas durchsetzte. In Deutschland ist diese Tradition nach 1945 nicht mehr lebendig geworden. Die schweizerisch-jüdische Gemeinschaft, die zwischen 1933 und 1945 von Verfolgung verschont blieb, pflegte und bewahrte bis heute das Erbe der deutsch-jüdischen synagogalen Musik.
Die Alte Synagoge Essen erlebte dagegen nach ihrer Verwüstung in der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 ein wechselvolles Schicksal. So stand sie viele Jahre als Brandruine in der Trümmerlandschaft der Essener Innenstadt, während sich die kleine Überlebendengemeinde zunächst im angebauten Rabbinerhaus einrichtete. 1960 wurde die Alte Synagoge im Innern stark umgebaut, der Torarollen-Schrank von Architekt Edmund Körner sogar abgerissen. Bis 1979 beherbergte die Synagoge das Haus für Industrieform, danach war sie einige Jahre Gedenkstätte des sozialistischen und kommunistischen Widerstands.
Erst im Juli 2010 wurde sie als Haus der jüdischen Kultur wiedereröffnet. Mit der Dauerausstellung, mit Vorträgen, politischen Donnerstagsgesprächen und Konzerten hat sie sich ein Profil als Bildungseinrichtung erworben. Das beeindruckende Bauwerk ist aber auch, so sagt es der Leiter Uri Kaufmann, „selbst ein Exponat“.