Essen. Kurz vor dem Fußballspiel Wuppertal gegen RWE arbeitet das Amtsgericht Essen die Randale im Hauptbahnhof vom Frühjahr auf. Da der Amtsrichter keine direkte Gewalt feststellen konnte, sprach er die Angeklagten frei. Die Beweislage ist schwierig: Videoaufzeichnungen zur Tatzeit gibt es nicht.
Derbystimmung im Amtsgericht Essen. Einen Tag vor dem Fußballderby Wuppertal – RWE an diesem Samstag arbeiteten die Strafjuristen das bereits vergangene Derby im März auf. Am 17. März hatten Wuppertaler „Fans“ im Hauptbahnhof und an der Hafenstraße randaliert.
Keine direkte Gewalt
Die richterlichen Entscheidungen fielen am Freitag unterschiedlich aus. Weil Amtsrichter Maximilian Kellermann keine direkte Gewalt feststellen konnte, sprach er drei Angeklagte aus Wuppertal frei. Eine Etage tiefer stellte Amtsrichterin Heike Stumm zwar das Verfahren wegen Landfriedensbruchs gegen einen 26-jährigen Wuppertaler wegen Geringfügigkeit ein, er muss aber 900 Euro Geldbuße zahlen. In den vergangenen Wochen hatte das Amtsgericht aber schon dreimal sechs Monate Haft mit Bewährung gegen Wuppertaler verhängt. Außerdem gab es eine Geldstrafe und zwei Einstellungen ohne Geldbuße.
Wuppertaler randalierten am Hauptbahnhof und an der Hafenstraße
Jedes Mal geht es um die Randale am Hauptbahnhof vor dem Spiel. Um 10.24 Uhr war die S 9 aus Wuppertal an Bahnsteig 10 eingelaufen. Rund 200 Anhänger aus dem Bergischen Land stiegen aus, grölten und warfen laut Anklage Bierbecher gegen Polizisten. 15 der „Fans“ rannten plötzlich zum Osttunnel und liefen die nicht gesperrte Treppe zu Gleis 11, wo sie Jagd auf acht junge RWE-Fans machten. Ohrfeigen sollen die Wuppertaler verteilt haben, bevor die Polizei erfolgreich einschritt, die Personalien feststellte und die „Fans“ in die S 9 zurück nach Wuppertal steckte.
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Beweislage ist schwierig
Die Beweislage ist schwierig. Videoaufzeichnungen vom Bahnsteig 11 zur Tatzeit gibt es nicht. Und wer die acht jungen RWE-Anhänger sind, die erfolgreich vor den Wuppertalern Reißaus nahmen, weiß die Justiz nicht. „Wir haben leider keinen einzigen Geschädigten, weil wir mit den vielen Wuppertalern beschäftigt waren“, bedauert vor Gericht ein Polizeibeamter.
Kein Unschuldslamm
Aus der Beweisnot gegen den 26 Jahre alten Angeklagten half der Polizist Richterin Stumm nicht heraus. Denn der Wuppertaler hatte behauptet, dass er nur zufällig von der Polizei festgehalten wurde. Tatsächlich hätte er sich von seiner Gruppe gelöst und habe zur Toilette gewollt. Von einer Auseinandersetzung zwischen den Fangruppen will er nichts mitbekommen haben, die Anhänger von Rot Weiss Essen gar nicht gesehen haben.
Bevor seine Rolle und mögliche Beteiligung an einem weiteren Prozesstag hätte aufgeklärt werden können, willigte er dann doch in die Geldbuße ein. Dass er kein Unschuldslamm ist, zeigte seine Fankleidung. Im März war der Wuppertaler ausgerechnet in einer Schalke-Jacke zur Hafenstraße gereist. Das nennt man dort Provokation.