Steele. .
Wenn Klaus Henscheid sagt, er habe verzweifelt nach einer Reparaturwerkstatt in Steele gesucht, als er einmal einen Platten an seinem Fahrradroller hatte, muss man das augenzwinkernd zur Kenntnis nehmen. Denn jeder in Steele weiß, dass das Wort Verzweiflung in Henscheids Vokabular nicht vorkommt. Gleichwohl sollte dem 65-Jährigen eine gewisse Entrüstung nicht abgesprochen werden. Denn: Seit Jahren ist Steele für Radfahrer eine Wüste.
Weil also die alteingesessenen Zweiradgeschäfte längst der Vergangenheit angehören und Henscheids Skivermietung, die er neben seiner Zoo-, Antik- und Buchhandlung betreibt, im Sommer eher schleppend läuft, hatte er sich kurzerhand im vergangenen Juni entschlossen, ein Fahrradreparaturgeschäft in seine „fischskihasenantikbuchpapageienkruzifixsämereienhandlung“ zu integrieren. Werkzeuge und Hebelvorrichtungen wurden installiert und los ging’s.
Unkompliziert und prompt
Die 100 Tage Probezeit sind längst vorbei und die Frage muss erlaubt sein: „Wäre es nicht besser gewesen, Helikopter fürs Wedeln in den Sommer unabhängigen Skiregionen zu vermieten?“ Henscheid schüttelt mit dem Kopf: „Die Werkstatt lief prima an, besser als ich gedacht hatte.“ Der 65-Jährige hat auch sofort eine Erklärung parat: „Unser Hauptanliegen ist es, Leuten zu helfen, die kurzfristig eine Reparatur für ihr Rad benötigen.“ Gerade in der Sommerzeit sei es ja häufig so, dass Termine in den großen Geschäften nur mit längeren Wartezeiten vergeben würden. „Bei uns werden vollkommen unkompliziert und prompt kleinere und größere Reparaturen erledigt“, so Henscheid. Und das zu fairen Preisen. „Wenn die Leute zufrieden nach Hause gehen, spricht sich das ziemlich schnell herum.“
Raffael Klaus, einer von Klaus Henscheids Mitarbeitern, schraubt an Fahrrädern, seit er denken kann. Im Winter für die Skier zuständig, hat er für die warmen Monate im Jahr den Fahrrad-Service übernommen. Der 24-Jährige („hier lernt man fürs Leben“) ist bei Henscheid schon in die Lehre gegangen und kennt die Kunden ebenso gut wie sein Chef. Raffael Klaus liebt die Abwechselung und - die Herausforderung, die der neue Job zweifelsohne mit sich bringt.
Letzens tauchte jemand auf, der sein Schaltauge verloren hatte. „Das Rad kam aus Oberhausen“, erzählt Klaus. Schaltaugen dafür gab’s nicht mehr. Was tun? „Wir haben selbst eins gefertigt.“ Die Hilfe seines Vaters war dem 24-Jährigen gewiss. Henscheid - ein wahres Familienunternehmen eben.