„Mit vier habe ich im Kindergarten zum ersten Mal getanzt“, erzählt Denis Untila. Um den Tanz ging es ihm damals in seiner Heimatstadt Kischinau nicht. „Ich wollte mich nur bewegen.“ Mit vierzehn wurde er ans Wiener Konservatorium für Tanz eingeladen und er zögerte nicht. „Moldawien ist ein sehr armes Land und man ergreift die Chance, mit Kunst da rauszukommen“, sagt er und dankt seinen Eltern, dass sie ihn so früh haben ziehen lassen. Heute ist er 29, verheiratet, hat eine zweijährige Tochter und gilt als das hoffnungsvollste choreografische Talent des Aalto-Balletts.

Er tanzt am liebsten modern

„Es gibt Tänzer, die haben lange Beine, schöne Füße und sind superbegabt. Das bin ich nicht. Die Energie, die ich gebe, ist meine Stärke“, meint Denis Untila. Und es ist nicht die einzige. Er tanzt am liebsten modern, weil er dabei den ganzen Körper einsetzen kann, ist aber ebenso offen für Klassik, Break Dance oder Tango. Hinzu kommt seine Ausdrucksstärke, mit der er besonders in „Leonce und Lena“, „Zeitblicke“ und „La vie en rose“ beeindruckte.

Das ist das Ergebnis einer Entwicklung, die ihn vom Ballett der Wiener Staatsoper über das Theater Kiel nach Essen führte. „Bei Mario Schröder in Kiel habe ich viel gelernt. Doch wenn man nur mit einem Choreografen arbeitet, sollte sich etwas ändern“, so Denis Untila. Nach Gastauftritten in „The Wall“ vom Aalto-Theater beeindruckt, tanzen er und seine Ehefrau Michelle Yamamoto dem ehemaligen Ballettchef Martin Puttke vor und werden engagiert.

Seit er 2006 in „Die Brüder Karamasow“ debütierte, bereichern ständig neue Choreografen wie Christian Spuck, Stephan Thoss, Jiří Kylián, Patrick Delcroix und Ballettdirektor Ben Van Cauwenbergh seine Laufbahn. „Mein Weg ist offener geworden in Essen. Man hat mehr Vertrauen in mich gehabt.“ Das trieb ihn zu neuen Ufern. Tanzstücke wie „Game“ und „Alice“, das er mit Michelle Yamamoto erarbeitete, bewiesen in „Ptah“ sein choreografisches Talent und ernteten großes Lob. „Deshalb dürfen wir in dieser Spielzeit gleich nach Spoerlis ,Sommernachtstraum’ unser eigenes Ballett ,Othello’ zeigen“, berichtet er stolz über seine neue Choreografie, die Shakespeares Eifersuchtsdrama modern, spannend und abwechslungsreich zeigen will.

Das neue Tanzstück ist eine Herausforderung und könnte, wenn es gelingt, Denis Untila eine Zukunftsperspektive bieten. Denn seine Füße sind durch seinen kraftvollen Tanz angeschlagen. „Ich weiß nicht, wie lange ich noch tanzen kann“, sagt er und: „Ein Plan B muss immer sein, am besten einer, der Spaß macht. Als Choreograf zu arbeiten, könnte ich mir gut vorstellen.“