Wenn Eltern im Februar und März kommenden Jahres ihre Kinder an den weiterführenden Schulen anmelden, wird ihnen dabei keine städtische Sekundarschule zur Auswahl stehen. Für die Einführung der neuen Schulform in Essen haben sich bei den Gesprächen der Stadtverwaltung mit den örtlichen Schulen keine konkreten Ansätze ergeben. Dem Vernehmen nach ist eine Gründung zum nächsten Schuljahr damit vom Tisch. Die Sekundarschule des Bistums am Schulzentrum Stoppenberg, die im Sommer den Betrieb aufgenommen hat, wird auf Sicht die einzige Einrichtung dieser Art in Essen bleiben.

Die Stadt hat stets betont, den Schulen das neue Konzept nicht aufzwängen zu wollen. Der Wunsch müsse aus den Schulen heraus kommen, so die Losung. Um das Interesse auszuloten und die Diskussion anzukurbeln, hat man in den vergangenen Monaten in jedem der neun Stadtbezirke eine Konferenz mit den Verantwortlichen aller Schulen abgehalten. Nun ist auch die letzte dieser Zusammenkünfte über die Bühne gegangen, ohne dass sich irgendwo große Begeisterung für die Gründung einer Sekundarschule gezeigt hätte.

Zwar sieht manche unter sinkenden Anmeldezahlen leidende Hauptschule in der Sekundarschule eine Perspektive, die Realschulen als potenzielle Partner dagegen sind vorsichtig. Sie fürchten einen Verlust ihres Profils. Schulleiter berichten zudem von großer Verunsicherung der Eltern, die mit der Sekundarschule wenig anzufangen wüssten. Und auch die Realschul-Verantwortlichen selbst sind vom Konzept nicht überzeugt. Wo ist der Unterschied zur Sekundarstufe I der Gesamtschulen?, fragt mancher.

Auch in der Politik herrscht vielerorts Skepsis gegenüber der neuen Schulform. „Mir erschließt sich nicht, was die Sekundarschule so viel besser können sollte als die altbewährte Gesamtschule“, so Janina Herff, Sprecherin der Linken im Schulausschuss. Umso mehr bedürfe es der Information und Aufklärung der Eltern sowie einer Erhebung ihres Bedarfs. „Erst die Elternbefragung, dann die Sekundarschule.“ Deren Einführung dürfe nicht von oben verordnet werden.

„Verbindlichkeit fehlte“

Ein etwas proaktiveres Auftreten der Schulverwaltung hätte sich dagegen die SPD gewünscht. „Bei diesen Konferenzen fehlte die Verbindlichkeit. Wer die Verantwortung für die komplette Schullandschaft hat, kann nicht nur Schulleitungen entscheiden lassen“, so die schulpolitische Sprecherin Janine Laupenmühlen. Schuldezernent Peter Renzel (CDU) mache es sich zu einfach mit dem Hinweis, man wolle die Sekundarschule niemandem aufdrängen. Es sei richtig, die Schulen mitzunehmen, aber „gemeinsames Gestalten verbietet nicht, eigene Ideen zu entwickeln. Der Schuldezernent überlässt die Entwicklung dem Zufall.“

Laupenmühlen formuliert die Sorge, die Sekundarschule müsse am Ende an bestimmten Standorten als Notlösung herhalten, wenn die Schülerzahlen weiter zurückgingen. Die SPD sieht Potenzial für eine Sekundarschule etwa im Stadtbezirk VI (Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg). Die Bezirksvertretung dort hatte jüngst eine Information und Befragung aller Eltern gefordert. Die SPD-Vertreter vor Ort befürchten ein „bildungspolitisches Ausbluten“ ihres Bezirks.