Um jeden Preis die wartende Bahn erreichen zu wollen, die Kopfhörer zwar auf, aber nicht alle Sinne beisammen zu haben, oder in der Überzeugung, ein Rotlicht sei für Radler nicht, noch fester in die Pedale zu treten – solches von der Polizei vielfach beobachtetes Fehlverhalten spiegelte sich in den Verkehrsbilanzen der vergangenen Jahre wieder: Seit 2008 stieg die Zahl der schweren Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern. Über 900 Verletzte waren in 2011 zu beklagen. 237 davon waren Kinder. Etwa 50 Prozent der Unfälle verschuldeten die Opfer selbst. Seit diesem Jahr hält die Polizei mit Strafen und Appellen dagegen. Wie es scheint erfolgreich: Zum ersten Mal konnte der gefährliche Trend ausgebremst werden. „Es hat eine leichte Entspannung gebracht“, sagte Polizeisprecher Peter Elke mit Blick auf die Aktionen, ohne allerdings in Euphorie auszubrechen: „Denn die dunkle Jahreszeit steht ja noch bevor.“

Über 1000 Fußgänger wurden in diesem Jahr von Beamten bereits zur Kasse gebeten. In den allermeisten Fällen hatten sie das Rotlicht einer Fußgängerampel ignoriert und eine Kreuzung überquert. Wurden sie erwischt und bekamen sie ein Verwarnungsgeld von fünf Euro aufgebrummt, barg das häufig Konfliktpotenzial. Sie sollten sich doch lieber um Schwerverbrecher oder Raser kümmern, als harmlose Fußgänger zu behelligen, mussten sich die Polizisten häufig genug anhören, sagt Elke. 700 Mal wurden Radler bei regelwidrigem Verhalten erwischt, etwa wenn sie Einbahnstraße als willkommene Abkürzung entgegen der erlaubten Richtung benutzten oder auf Bürgersteigen fuhren. In der Regel wurden in solchen Fällen 20 Euro fällig.

Die Polizei appelliert an Fußgänger und Radler, zum eigenen Schutz helle und auffällige Kleidung zu tragen. Vielleicht ist dann künftig eine wiederkehrende Aussage der Autofahrer nicht mehr so häufig in den Unfallberichten zu lesen: „Es tut mir Leid. Ich habe denjenigen einfach nicht gesehen.“