Die Gewerkschaft Verdi hat Aufsichtsräten und Geschäftsführern der Sozialgesellschaft GSE in der Gehälter-Affäre den Rücken gestärkt. Die 170 000 Euro Jahresgehalt gingen gemessen an der Verantwortung für rund 1300 Mitarbeiter „in Ordnung“, sagte der Geschäftsführer des Verdi-Kreisverbands Essen, Lothar Grüll. Die Vergütungshöhe bewege sich im Vergleich mit anderen Stadttöchtern nur „im mittleren Bereich“, und gute Leute hätten eben ihren Preis. „Wir haben nichts davon, wenn die Gehälter niedriger sind und die Aufgaben nicht mehr ordentlich erledigt werden.“ Ob es klug gewesen sei, die Gehälter mit einem Schlag um 50 Prozent zu erhöhen, sei eine andere Frage. Hilfreich wäre „eine andere zeitliche Perspektive“ gewesen.
So groß also Verdis Verständnis für die GSE-Verantwortlichen, so groß ist andererseits der Zorn über Stadtkämmerer Lars Martin Klieve. Dass Klieve die städtischen Töchter auch unter Hinweis auf hohe Chef-Gehälter pauschal zu mehr Spar-Anstrengungen aufforderte, „ist eine Unverschämtheit“, schimpft Grüll. „Für mich hat der Kämmerer seine Kompetenzen weit überschritten, wenn er sich anmaßt, das Wohl der Stadt nur übers Sparen zu definieren.“ Die Gewerkschaft fordere hierzu ein deutliches Wort von Oberbürgermeister Reinhard Paß: „Natürlich erwarten wir, dass er den Kämmerer zurückpfeift“, so Grüll, auch wenn dies wegen der Mehrheiten im Rat nicht ganz einfach sei. Der Kämmerer ist Mitglied der CDU, die zusammen mit Grünen, EBB und FDP im Rat das Sagen hat.
Der Kämmerer liege falsch, wenn er suggeriere, bei den Stadttöchtern würde zu wenig gespart. „Die Wirkung solcher Aussagen bei den Arbeitnehmern ist katastrophal“, sagt Thomas Altenbeck, Betriebsratschef der Entsorgungsbetriebe (EBE). Wenn der Kämmerer glaube, dass der Service für den Bürger mit noch weniger Mitarbeitern aufrecht zu erhalten sei, wisse er zu wenig. „Die Arbeitsverdichtung hat jetzt schon ein enormes Ausmaß und die Leute werden ja nicht jünger.“ Der Altersdurchschnitt bei der EBE betrage 52 Jahre. Folge: „Die Krankmeldungen fliegen uns nur so um die Ohren.“
Dabei verschließe sich der Betriebsrat nicht dem Sparen. Aber dies habe eben Grenzen und erfordere den Aufbau von Vertrauen. „Klieves Forderung an die Stadttöchter, die Tariferhöhungen durch Personalkürzungen selbst zu erwirtschaften, ist da eine absolute Frechheit“, so Altenbeck, denn: „Wir können schlicht nicht mehr, und wir sind auch Bürger dieser Stadt.“
Auch Evag-Betriebsratschef Wolfgang Hausmann betonte, man wisse genau um die finanzielle Lage. „Wir wollen ja helfen, schon um unsere Arbeitsplätze zu sichern.“ Jeder Euro, der verschwendet werde, fehle woanders. Sparchancen sehe er aber nur noch durch Fusionen mit anderen Verkehrsgesellschaften, nicht mit Kürzungen bei der Evag.