Kupferdreh. .

Die Bauzäune um die katholische St. Josef Kirche in Kupferdreh betrachtet Franz Kampmann eher als Mahnmale. „Denn eine Gefahr geht von der Kirche sicher nicht aus“, so das Gemeindemitglied. Schadhafte Stellen seien vor nicht allzu langer Zeit ausgebessert worden und am vergangenen Sonntag hätten 330 Gläubige die Messe um 11.30 Uhr besucht.

Warum also Mahnmale? „Weil die Kirche geschlossen und abgerissen werden soll“, erklärt Kampmann. Sieben Kirchen gibt es derzeit in der Großpfarrei St. Josef Essen-Ruhrhalbinsel: in Überruhr-Holthausen , Überruhr-Hinsel, Burgaltendorf, Heisingen sowie in Kupferdreh, Dilldorf und Byfang. Zu viele, sagt das Bistum , eine müsse geschlossen werden. Für die Großpfarrei und das Bistum scheint der Abriss der Pfarrkirche deshalb sinnvoll, so sagen Kritiker, weil das direkt angrenzende Krankenhaus in katholischer Trägerschaft über kurz oder lang Erweiterungsbedarf habe.

Demnach gibt es für die Kirche, das Pastorat, die Kaplanei, die Küsterei und das alte Jugendheim keine Zukunft mehr. Um das Jugendheim wurde bereits vor vier Jahren ein Bauzaun gezogen, Glockenstuhl und Teile der Kirche folgten Anfang dieses Jahres. Der Kirchenvorstand, in dem seit 2009 kein Kupferdreher mehr vertreten ist, stellte vor kurzem einen Antrag auf Schließung der Pfarrkirche. Vorausgeschickt wurde laut Franz Kampmann ein Baugutachten, das ein Ingenieurbüro aus Dormagen erstellt habe. Ausgewiesen worden seien „sehr hohe Sanierungskosten von Kirche, Stützmauer, Glockenstuhl und Pfarrheim, in der Summe etwa 900 000 Euro“.

Zweifel, die gegen diese Kalkulationen vorgebracht worden seien, so Kampmann, hätten Bistum und Kirchenvorstand unkommentiert gelassen. So habe ein Essener Dachdeckermeister allein die Erneuerung des Pfarrheimdaches um 100 000 Euro günstiger geschätzt.

Priesterknappheit, Demographie, Kirchenaustritte hin oder her - Kampmann und seinen Mitstreitern drängt sich die Frage auf, wo die Kupferdreher Katholiken demnächst Gottesdienst feiern. „Genügt ihnen künftig eine Krankenhauskapelle mit maximal 70 Sitzplätzen oder sind sie bereit nach Dilldorf und Byfang auszuweichen?“ Und: Wie sollen Schulmessen in Dilldorf oder Byfang organisiert werden? Schließlich: Wie wird sich das Gemeindeleben entwickeln?

Vielen Gemeindemitgliedern ist nicht klar, warum die Kirche abgerissen werden soll. Erst 1995 wurde eine wertvolle Sandtner-Orgel mit Spendengeldern angeschafft. Die kostete immerhin 600 000 Euro. Einige fürchten jetzt, dass mit dem Verkauf der Orgel der Abriss der Kirche finanziert wird.

Am nächsten Sonntag sind Kirchenvorstandswahlen. Franz Kampmann hat sich als Kandidat aufstellen lassen. Er ist der einzige, was seiner Ansicht nach ein Zeichen für die „um sich greifende Resignation in der Gemeinde ist“. Ob er gewählt wird, ist fraglich. Aber: „Für die Kupferdreher wäre es wichtig, bei den anstehenden Veränderungen wenigstens einen Vertreter in dem Gremium zu haben.“