„Stehse auf’m Gasometer im Sturmesbrausen“, singen die Missfits und schwärmen von der Aussicht auf die A 3. Mit der kann es der Blick vom Balkon des Allbau-Neubaus am Niederfeldsee locker aufnehmen. Wer immer sich die Miete für das 165 Quadratmeter große Penthouse in Etage vier auch gönnen wird - er oder sie sollte für romantische Sonnenuntergänge etwas übrig haben. Ja, diese Aussicht ist etwas für Träumer. Wer lieber praktisch denkt, sei beruhigt: Es gibt auch kleinere und damit günstigere Wohnungen im neuen „Uferviertel“ in Altendorf.

„Beispielhafter Städtebau“

Als Stadt und Allbau vor nunmehr sieben Jahren erstmals laut darüber nachdachten, den düsteren Bahndamm an der Rüselstraße abzutragen, um mitten in Altendorf am Ufer eines künstlichen Sees ein modernes Stadtquartier entstehen zu lassen, da klang es noch, als seien da Traumtänzer am Werk. Nun, da der Richtkranz über dem ersten von insgesamt sieben Neubauten weht und der Wind auf dem Niederfeldsee für leichten Wellenschlag sorgt, dürften auch skeptisch eingestellte Zeitgenossen erkennen, was mit genügend Geld und gutem Willen tatsächlich möglich ist.

Bauminister Michael Groschek geriet gestern bereits ins Schwärmen und nannte das „Uferviertel“ exemplarisch für modernen Städtebau im Ruhrgebiet, was nicht weiter überrascht, fördert das Land das Projekt doch mit Millionen. 15 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung fließen nach Altendorf. Hinzu kommen sieben Millionen Euro als zinsgünstiges Darlehen für den Allbau, der insgesamt 16,5 Millionen in das neue Quartier investiert. In ein Quartier, das „gehobenes, aber nicht abgehobenes Wohnen“ möglich macht, wie Groschek betont. Neue Mieter, die dazu beitragen, den „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ zu stabilisieren, sind ausdrücklich willkommen. Mieten zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro Quadratmeter muss man sich auch leisten können. Üblich sind in Altendorf sonst Mieten um fünf Euro.

Der Beweis, dass es nicht zur Verdrängung alteingesessener Bewohner kommt, steht noch aus. Immerhin: 98 Prozent der Mieter, deren Wohnungen für das Neubauvorhaben hatten weichen müssen, seien in anderen Allbau-Wohnungen in Altendorf oder Bochold untergekommen. 124 Wohnungen musste die Wohnungsgesellschaft dort für einkommensschwache Haushalte bereit stellen; auch das war Teil der Vereinbarung mit dem Land. Dem Allbau dürfte das nicht sehr schwer gefallen sein. 1800 Wohnungen besitzt das städtisch beherrschte Unternehmen in den beiden benachbarten Stadtteilen, die Leerstandsquote beträgt 4,5 Prozent und liegt damit um zwei Prozent über dem hauseigenen Durchschnitt. Für den Allbau nicht zuletzt ökonomische Gründe dafür in Altendorf zu investieren. Der Aufbruch zu neuen Ufern, von dem Vorstand Dirk Miklikowski gestern sprach, ist auch so zu verstehen.

Ende November beginnt der Allbau mit der Vermarktung der 62 Mietwohnungen im „Uferviertel“. Die schöne Aussicht vom Balkon wirkt offenbar verlockend: 450 Interessenten haben sich bereits gemeldet.