Der Messe war ihr jüngstes Geschäft sechs dürre Zeilen wert – und in denen sprühte es nicht gerade vor Begeisterung. Tatsächlich aber hat sich die städtische Ausstellungsgesellschaft für zwölf Millionen Euro nicht weniger als ein Stück Zukunft gesichert: Nach gut einem Jahr komplizierter Verhandlungen ist man sich mit der Projektentwicklungsfirma Hopf-IEG einig und kauft ihr rund 38.000 Quadratmeter Brachland auf dem Areal des einstigen Güterbahnhofs Rüttenscheid, zwischen Rüttenscheider Brücke und Veronikastraße, ab.

Mit diesem Geschäft sichert sich die Stadttochter langfristig jene Park- und Logistikflächen, die als überlebenswichtig fürs Messe-Geschäft gelten – und die Einigung darüber zwangsweise auch als Voraussetzung für die anstehenden Neubaupläne an der Norbertstraße.

Dass das Damoklesschwert einer Kündigung des Pachtvertrages und anderweitigen Nutzung des Geländes beseitigt ist, fand im Messe-Aufsichtsrat gestern einhellige Zustimmung. Auch wenn die Beibehaltung der Messe-Nutzung einen Status Quo zementiert, mit dem nicht alle glücklich sein dürften – schließlich wäre dem Gelände im Herzen von Rüttenscheid durchaus eine höherwertige Nutzung zu wünschen.

Die bleibt auch nicht ausgeschlossen. So behält Hopf-IEG ein attraktives, rund 9.600 Quadratmeter großes Baugelände an der Veronikastraße, auf dem ein hochwertiges Wohngebiet genauso wie Bürobauten Platz finden könnten. Zudem sicherte sich das Unternehmen ein vertragliches Rückkauf-Recht für ein Grundstück direkt östlich der Rüttenscheider Brücke. Den Zugriff darauf bekommt Hopf-IEG allerdings nur, wenn die dort entfallenden Parkplätze an anderer Stelle Messe-nah kompensiert werden können.

Ob und wann die Hopf-Pläne für eine Bebauung reifen, hängt nicht zuletzt von der Frage ab, welches Baurecht die Planungsverwaltung dort schafft. Wie mehrfach berichtet, liegt der Projektentwickler darüber mit der Stadt im juristischen Clinch, seit die Pläne für die Polizei-Zentrale Süd mit dem Hinweis abgelehnt wurden, es handle sich an der fraglichen Stelle um planerischen Außenbereich.

Das Problem: Im gleichen Atemzug ging die Messe auch ihrer Erlaubnis verlustig, das Areal als Logistikfläche nutzen zu dürfen. Mit der Folge, dass seither auch die Messe rechtlich gegen die Stadt zu Felde zieht. Beide Verfahren sind noch vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen anhängig.

Gut möglich, dass die Stadt das Problem jetzt einvernehmlich aus der Welt schafft: Die Polizeizentrale ist auf dem Gelände kein Thema mehr, die Stadt könnte also ihre planerische Grundeinschätzung dahingehend korrigieren, dass sie Bebauung nach Art und Maß der Umgebung akzeptiert. Hopf-IEG wäre zufrieden, und die Messe hätte ihr Logistik-Areal endgültig gesichert.

Es gilt als durchaus wahrscheinlich, dass ein solcher Vorstoß demnächst in der Planungsverwaltung vorbereitet wird. Zeitpläne gibt es dafür aber noch nicht.