Im Straßenstreit von Rüttenscheid wird es einen Bürgerentscheid geben: In einer geheimen Wahl sprachen sich gestern Abend zehn Bezirksvertreter dagegen aus, dem Bürgerbegehren gegen eine Umbenennung beizutreten. Acht Stadtteilpolitiker stimmten dafür.

Vor der Abstimmung wurde knapp eineinhalb Stunden mit den Vertretern der „ProVon“-Initiative hitzig und emotionsgeladen diskutiert; dabei scheuten beide Seiten auch nicht davor zurück, persönlich beleidigend zu werden. Neue Argumente für oder gegen die Umbenennung gab es nicht. Während die Gegner den Bürgerwillen in den Vordergrund stellten - „95 Prozent der Anwohner der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße wollen die Namen behalten“ - argumentierten die Befürworter immer wieder mit der historischen Bedeutung der beiden Generäle und den Kontext, in dem die Umbenennung 1937 geschah.

Ob die Von-Einem- und die Von-Seeckt-Straße in Ortrud- und Irmgard-Straße umbenannt werden, wie es die Stadtteilpolitiker am 24. Mai erstmals beschlossen hatten, entscheiden nun am 3. Februar 2013 die knapp 46 000 Stimmberechtigten in Rellinghausen, Stadtwald, Bergerhausen und Rüttenscheid. Das Ergebnis dieses Entscheids ist für zwei Jahre bindend. Dabei brauchen die Gegner mindestens 15 Prozent der Stimmen - „das sind 6840“, rechnet Thomas Hurwitz vor. Der Sprecher der „ProVon“-Initiative sieht gute Chancen, dass der Bürgerentscheid erfolgreich wird. „Wir haben ja schon im Vorfeld mehr als 6000 Unterschriften gesammelt“, gibt er sich zuversichtlich. Günter Hinken, Historiker und Sprecher der Initiative „Irmgard und Ortrud“, hofft auf den „Münster“-Effekt: Auch dort gab es vehemente Proteste gegen die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz; doch der Bürgerentscheid sprach sich für den Schlossplatz aus. „Das gibt uns Hoffnung.“ Allerdings war der Hindenburgplatz bereits umbenannt, die „Schlossplatz“-Schilder hingen schon. Und es gab so gut wie keine direkt betroffenen Anwohner.

Vor dem Bürgerentscheid, der laut Stadtverwaltung circa 60 000 Euro plus Personalaufwand kosten wird, sollen die Bürger in einem Info-Blatt ausführlich über die Argumente der Befürworter und Gegner informiert werden. „Da haben wir noch ein hartes Stück Arbeit vor uns“, sagt Heidemarie von Münchhausen (CDU). Bis zuletzt hoffte die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, dass „die Vernunft siegt“ und die Bezirksvertreter dem Bürgerbegehren stattgeben. Beide Seiten werden nun überlegen müssen, wie sie im Winter mobilisieren. So richtig vergnüglich wird das nicht.