Die Öffnungszeiten waren schon von Beginn an äußerst spärlich, und seit einigen Wochen ist auch das vorbei: Die Ausstellung zur Essener Stadtgeschichte im „Haus der Geschichte“ am Bismarckplatz musste aus personellen Gründen den für alle offenen Mittwochstermin streichen. Eine Ausstellung, deren Errichtung 400 000 Euro gekostet hat und die nun keiner mehr sieht - ein kleiner Vorgriff auf Zustände, die zum Regelfall werden könnten, sollte das Sparpaket der Stadt ohne Abstriche in die Umsetzung gehen. Allein im Bereich des Stadtarchivs/Hauses der Geschichte sollen, wie berichtet, sechs Stellen wegfallen. Sechs Historiker verschiedener Universitäten haben jetzt in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Reinhard Paß appelliert, die „Aussperrung“ der Bürger nicht zuzulassen: „Aussagekräftige Dokumente und Fotografien, anschaulich und gelungen präsentiert, interessieren viele Essener Bürgerinnen und Bürger, die sonst nirgendwo die Gelegenheit haben, sich so informativ mit der Geschichte ihrer Stadt auseinanderzusetzen“, heißt es in dem Schreiben. Auch Schüler und Studierende fänden hier kompetent Aufklärung, etwa darüber, „dass der Nationalsozialismus vor der eigenen Haustür seinen Ausgangspunkt hatte und nicht irgendwo ganz weit weg“. Welches Mittel sei besser geeignet, gegen Rechtsradikalismus und Neonazismus zu immunisieren, als sich mit dieser Ausstellung zu beschäftigen, fragen die Wissenschaftler, die zudem verwundert, „dass es Pläne gibt, das Stadtarchiv in Kürze so gut wie gar nicht mehr für Benutzer zu öffnen – ein Archiv, dessen Einrichtung über sechs Millionen gekostet hat“.

Dabei übersehe man nicht die prekäre Lage der öffentlichen Kassen. „Wir regen daher an, nach Wegen zu suchen, um die Ausstellung und das Stadtarchiv öffentlich zugänglich zu machen, zum Beispiel durch studentische Hilfskräfte, junge Menschen im freiwilligen sozialen Jahr Kultur oder den Bundesfreiwilligendienst.“ Es sei jedenfalls „unwürdig, dass eine Einrichtung wie das Haus der Essener Geschichte die Bürger, die dieses aus ihren Steuermitteln finanziert haben, einfach aussperrt“.