Der Kulturbeirat der Stadt übt massive Kritik an den Sparvorschlägen der Verwaltung für den Kulturbereich. Die geplanten Einsparungen gefährdeten das selbstgesteckte Ziel, Kultur und Bildung allen Bürgern zugänglich zu machen, heißt es in einer Stellungnahme.

Nachdem die politische Auseinandersetzung sich zuletzt um die Frage drehte, ob der Rat der Stadt über Kürzungen bei VHS, Folkwang Musikschule und anderen Kultureinrichtungen entscheidet oder der Oberbürgermeister, rückt der Kulturbeirat die Inhalte wieder in den Fokus. Im Ton äußert sich das Gremium moderat; Essen müsse mit Augenmaß sparen. Im persönlichen Gespräch wird Marcus Kalbitzer, der Vorsitzende des Kulturbeirates, deutlicher: Die Kürzungen bei Personalausstattung und Öffnungszeiten erinnerten ihn an aktuelle griechische Verhältnisse. „Das ist Sparen nach der Holzhammermethode.“

Kalbitzer erinnert daran, dass die Stadt in den vergangenen Jahren wichtige Kultureinrichtungen gebaut oder mit hohem finanziellen Aufwand saniert hat. Zu nennen sind zum Beispiel die Volkshochschule, das Haus der Geschichte, Schloss Borbeck oder die Alte Synagoge. Die geplanten Kürzungen rütteln nach Auffassung des Beirates an den Grundfesten. Nicht nur, dass Planstellen und Unterrichtsstunden wegfallen sollen. Die dadurch verursachten finanziellen Einbußen müssen die Einrichtungen auch noch kompensieren. „Das ist Wahnsinn“, so Kalbitzer.

Für die Folkwang Musikschule etwa bedeutet das: Nicht zwölf Lehrerstellen würden wegfallen, sondern 20. Die Folgen beschreibt selbst die Verwaltung dramatisch: „Mit diesen zusätzlichen Sparmaßnahmen muss die Folkwang Musikschule wichtige Schlüsselbereiche aufgaben, die insbesondere Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf treffen.“ Die Kooperation mit allgemeinbildenden Schulen bliebe auf der Strecke, befristet beschäftigte Mitarbeiter würden auf der Straße landen.

Die Tränenliste setzt sich aus Sicht des Kutlurbeirates nahtlos fort. Das Haus der Geschichte und das Stadtarchiv würden auf Pflichtaufgaben reduziert, die VHS laufe Gefahr, ihren Zweck einzubüßen. In Borbeck steht gleich die komplette Zweigstelle vor der Schließung; der Kulturbeirat bezweifelt, dass sich das Kulturzentrum Schloss Borbeck wie geplant vom Kulturbüro aus bespielen lässt.

Marcus Kalbitzer betont, auch ihm sei bewusst, dass die Stadt lange Zeit über ihre Verhältnisse gelebt habe. Es sei jedoch die Pflicht des Kulturbeirates, die Bürger auf die fundamentalen Folgen der geplanten Einsparungen hinzuweisen.