Die Essener Wirtschaft klagt, dass sie nicht genügend geeignete Bewerber findet. Stellen blieben so unbesetzt, oder die Ausbildung werde schnell wieder abgebrochen. Häufige Ursache: die fehlende schulische Qualifikation.

Kerem Tugcu kennt diese Fälle aus der täglichen Praxis. Er ist Bildungsbegleiter bei der Tüv Nord Bildung in Essen, wo Jugendliche nach der Schule erstmal fit gemacht werden müssen für die Ausbildung.

Häufig fehle es an den elementaren schulischen Kenntnissen, sagt er. Kopfrechnen - Fehlanzeige, Grammatik, Rechtschreibung - mangelhaft. Sprachkompetenz - kaum ausgeprägt. Jeder Teilnehmer muss zu Beginn der zehnmonatigen Berufsvorbereitung einen Test in Mathe, Deutsch und Allgemeinbildung schreiben. „65 bis 70 Prozent davon sind nicht zu gebrauchen“, sagt Tugcu.

Zu den schlechten schulischen Leistungen kommen jedoch noch andere Probleme hinzu: „Viele scheitern, weil sie kein Durchhaltevermögen haben.“ Vier Wochen müssen die Teilnehmer ein Praktikum in einem Unternehmen leisten. Vier Wochen am Stück zu arbeiten - das falle vielen schwer. „In der Erziehung durch das Elternhaus wird der Arbeit nicht viel Wert beigemessen“, glaubt Kerem Tugcu.

Große Defizite gebe es auch bei den Themen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Das sind die Hauptursachen, warum die Teilnehmer die Maßnahme bei uns wieder abbrechen“, so Tugcu.

Etwa dreiviertel der Jugendlichen, die von der Arbeitsagentur geschickt werden, ziehen die Berufsvorbereitung durch. Von den 28 Jugendlichen, die Tugcu zuletzt betreut hat, hatte nur eine Teilnehmerin am Ende keine Perspektive. Die anderen fanden eine Ausbildung oder holten ihren Schulabschluss nach. „Für viele ist dieses Jahr die Chance, wieder die Kurve zu bekommen.“

Im abgelaufenen Ausbildungsjahr waren laut der Statistik von den 5450 Bewerbern 246 noch nicht ausbildungsreif (siehe Grafik) und wurden von der Arbeitsagentur zum Berufsvorbereitungskurs geschickt.