Wenn Peter Grunebaum an seine Jugend in Essen zurückdenkt, dann denkt er an den van Gogh von Onkel Georg Hirschland. An den Cézanne im Esszimmer von Onkel Franz. Und die vielen anderen Gemälde, die heute unter anderem zur Sammlung im Museum of Modern Art in New York gehören. Dass die Kunst-Liebe der drei Hirschland-Brüder so groß gewesen sein muss wie die Liebe zu ihrer Heimatstadt Essen, das glaubt man dem 79-jährigen Großneffen sofort, der den weiten Weg von New York nach Essen auf sich genommen hat, um ein besonderes Jubiläum mit einer besonderen Geste zu adeln. „Ich bin ein Essener“, versicherte Grunebaum gestern frei nach Kennedy, obwohl er seine deutsche Heimat wie viele seiner jüdischen Mitbürger 1938 verlassen musste. Ins Museum Folkwang aber, an diesen musen- und völkerverbindenden Ort ist er immer gerne zurückgekehrt – bis heute.
Eine Million privat gespendet
Wie groß die Heimat- und Kunstliebe der Hirschlands war, ist nun in einer faktendichten und materialreichen Festschrift „Sammlerfleiß und Stiftungswille. 90 Jahre Folkwang-Museumsverein“ nachzulesen, die der Verein zum Jubiläum vorlegt. Eine Million Reichsmark kam damals allein aus der Privatschatulle der Bänkerdynastie, als sich Essener Stifter, Unternehmen und Kaufleute 1922 zu einer bürgerschaftlichen Großtat verabredeten. Für 15 Millionen Reichsmark holten sie die großartige Folkwang-Sammlung des ein Jahr zuvor verstorbenen Karl Ernst Osthaus damals aus Hagen nach Essen. Das Museum Folkwang war geboren und mit ihm einer der bedeutendsten Museumsvereine der Republik, der die Geschicke des Hauses bis heute als Miteigentümer der Sammlung in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen lenkt. Diese vertrauensvolle Kooperation mache den Erfolg des Museums aus, ist sich Achim Middelschulte, Vorstandsvorsitzender des Museumsvereins, sicher. Auch Kultur-Ministerin Ute Schäfer (SPD) hält dieses Miteinander von privater und öffentlicher Seite für vorbildlich: „Der Museumsverein arbeitet mit viel Herzblut, mit großer Professionalität und Innovationskraft. Dank seiner Unterstützung konnte das Museum Folkwang sich eine herausragende Position in der internationalen Museumslandschaft erarbeiten. Es ist heute eines der renommiertesten Museen in NRW.“
Wie die Strahlkraft von Folkwang im neuen Chipperfield-Bau künftig zur Geltung kommt, soll ab Januar Tobia Bezzola als neuer Museumsdirektor bestimmen. Die Größe des neuen Ausstellungssaals sei die Herausforderung, der man in Zukunft gerecht werden müsse. „Wir haben die Hardware, jetzt muss die Software kommen.“