Die Stadt Essen wird sich nun doch alleine um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ bewerben. Die Pläne, gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr oder mit einem eigenen, städteübergreifenden Zweckverband den Titel 2016 ins Ruhrgebiet zu holen, sind endgültig vom Tisch. In einem Schreiben an Essens Umweltdezernentin Simone Raskob hat EU-Generaldirektor Karl Falkenberg jetzt deutlich gemacht, „dass eine solche Bewerbung nach den derzeitigen Bestimmungen nicht zulässig ist“, da dies nur einer „Stadt“ vorbehalten sei, „die als Verwaltungseinheit von einem Stadtrat oder einem anderen demokratisch gewählten Organ verwaltet wird“. Für Falkenberg ist deshalb eine Bewerbung des RVR, eines Zweckverbandes oder eine gemeinsame Initiative von Essen, Bochum und Dortmund – die drei treibenden Kräfte hinter der Grünen Hauptstadt-Idee – unzulässig: „Dennoch möchte ich versichern, dass vorstehende Überlegungen nicht gegen eine Einzelbewerbung jeder der drei Städte sprechen.“ Natürlich könne sich auch eine Stadt stellvertretend bewerben, „dieses Vorgehen ist unserer Ansicht nach möglich, sofern sich alle Angaben nachweislich auf die Bewerberstadt beziehen“, schreibt der Generaldirektor für Klimapolitik der Europäischen Kommission.
Für Essens Umweltdezernentin Simone Raskob ist die Antwort aus Brüssel enttäuschend: „Zwei Jahre lang wurde uns zum Teil in persönlichen Gesprächen berechtigte Hoffnung gemacht. Wir haben Zeit und Energie in diesen Weg gesteckt, aber offensichtlich konnte sich die Idee einer gemeinsamen Bewerbung in der EU-Kommission nicht durchsetzen.“ Wenn es nur um die Frage der Bewerbung einer Stadt gegangen wäre, „dann hätten wir uns schon für 2015 bewerben können“. Vor diesem Hintergrund sei es nur als glücklich zu bezeichnen, dass der Stadtrat im Juni dieses Jahres in seinem Beschluss auch eine Einzelbewerbung Essens explizit vorgesehen hat: „Im Juni 2013 startet die europaweite Ausschreibung, im Oktober müssen wir unsere Bewerbung in Brüssel einreichen, das wird nun unser Fahrplan sein“, sagt die Dezernentin. Vorteil der bisherigen gemeinsamen Planung sei, dass man nun auf ein umfangreiches Umwelt-Gutachten des RVR zurückgreifen könne. Die regionalen Daten benötigt das Land vor allem für die geplante Klima-Expo-Bewerbung für das Jahr 2020.
Natürlich soll Essen die gute Zusammenarbeit mit Bochum, Dortmund und dem Regionalverband fortsetzen, meint die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hiltrud Schmutzler-Jäger. Das „Bedauern“ scheint sich ansonsten aber in Grenzen zu halten: „Wir haben immer gesagt, dass sich Essen auch alleine bewerben kann. Nun zeigt sich der Wert des Ratsbeschlusses im Juni. Essen hat aus unserer Sicht gute Voraussetzungen für eine solche Bewerbung.“
Noch deutlicher wird Essens CDU-Fraktionschef Thomas Kufen: „Dass nun Plan B greift, wie vom Viererbündnis im Ratsbeschluss bereits klar formuliert, müssen wir nicht bedauern. Essen als eine der grünsten Großstädte Europas bietet sich geradezu an, das wird viel zu wenig nach außen getragen. Ob sich andere Ruhrgebietsstädte auch bewerben wollen, ist nicht so entscheidend. Wir haben jedenfalls eine gute Chance für 2016.“