Seit 1922 gilt der Vertrag zwischen Folkwang und seinen Förderern.Der Museumsverein ist Mitentscheider auf Augenhöhe

2012 ist Folkwang-Jahr. In Essen feiert man das 90-jährige Bestehen des Museumsvereins. In Hagen, der Heimat von Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus, erinnert man an dessen Museumsgründung vor 110 Jahren. Vor 25 Jahren schließlich wurde mit „Edvard Munch“ die erste Großausstellung im Folkwang eröffnet. Und dann jährt sich auch noch die barbarische Beschlagnahmung zahlloser Folkwang-Meisterwerke im Jahre 1937 durch die Nazis zum 75. Mal.

Grund genug also, die jüngste Forschungs- und Faktenlage zum Thema Folkwang noch einmal in neuem, feierlichen Licht zu betrachten. Am Montag erwartet man dazu mit dem New Yorker Hirschland-Erben Peter Grunebaum auch einen Nachfahren jener jüdischen Mäzene, die das Essener Folkwang nach dem Ankauf aus Hagen mit Kennerschaft und Großzügigkeit zum „schönsten Museum der Welt“ machten, wie es im Rückblick auf die frühe Geschichte unlängst hieß.

Kein Folkwang ohne die Bürger, Banken und Unternehmen, die vor 90 Jahren 15 Millionen Reichsmark sammelten, um die Osthaus-Sammlung nach Essen zu holen und damit ein Paradebeispiel für Public-Private-Partnership gaben, als das Wort noch keiner kannte.

Großaustellungen lockten schon Millionen ins Museum

Für Achim Middelschulte – Vorsitzender des aus dem Stifterkreis hervorgegangenen Museumsvereins und seit jeher engagierter Unterstützer der Folkwang-Arbeit – gehört zum Erfolg des Museums das gute partnerschaftliche Verhältnis zwischen Stadt und Verein unbedingt dazu. Diese in der deutschen Museumslandschaft ziemlich einmalige Kooperation darf als historisch bezeichnet werden. Schon, weil der Vertrag von 1922 bis heute unverändert gilt. Personalfragen werden ebenso gleichberechtigt diskutiert wie Fragen zu Ankäufen und Leihanfragen. Dass ein Museumsverein, der auf angemessene Ausstattung des Hauses pocht, in Zeiten knapper Kassen für eine Kommune freilich auch mal unbequem sein kann, versteht sich. Als David Chipperfields nobler Museumsneubau 2010 eröffnet wurde, pochte der Verein auf personelle Aufstockung – und blieb nicht erfolglos. Schrumpf- und Spardebatten, wie im Kulturbereich derzeit üblich, würden im Folkwang jedenfalls nicht am Museumsverein vorbei verhandelt, der mit zehn Mitgliedern (inklusive Osthaus-Erben) die eine Hälfte des 20-köpfigen Konsortiums bildet. „Ich kann mich aber an keine Sitzung erinnern, bei der mal die Stimmen abgezählt werden mussten“, skizziert Middelschulte die bisherige Eintracht.

Wie eng Folkwang bis heute mit der Wirtschaftsgeschichte des Reviers verbunden ist, spiegelt sich auch in den Ausstellungs-Events, die lange von Eon-Ruhrgas und diesmal von RWE gesponsert wurden. 3,5 Millionen Besucher ließen sich Großereignisse wie „Morosov und Schtschukin“ oder „Van Gogh und die Moderne“ nicht entgehen. Auch das gehöre zur Folkwang-Idee, sagt Middelschulte. Kunst für Menschen, die sonst nicht regelmäßig ins Museum gehen, zu zeigen.