Essen. Bürgerinitiative und Politiker bewegen sich im Streit um die Essener Von Seeckt- und Von Einem-Straße aufeinander zu: Statt den Generälen könnten die Streit-Straßen Menschen mit gleichen Nachnamen gewidmet werden.

Im Streit um die Umbenennung der Von Seeckt- und der Von Einem-Straße in Rüttenscheid könnte es doch noch zu einer Kompromisslösung kommen, ohne dass im Stadtbezirk II ein aufwendiger Bürgerentscheid nötig wird. Das ist das Ergebnis eines Treffens, an dem Vertreter der „ProVon“-Initiative, die sich gegen die Umbenennung wendet, und Vertreter der Gegenseite teilnahmen. Der Plan: Beide Straßen behalten ihre alten Namen, werden aber dennoch formal umgewidmet. Statt nach Karl von Einem, dem General aus der Kaiserzeit, könnte die eine Straße künftig nach dem österreichischen Komponisten Gottfried von Einem heißen. General Hans von Seeckt wiederum soll womöglich seinem entfernten Verwandten Leopold von Seeckt weichen. Bei diesem handelt es sich um einen Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, der im 19. Jahrhundert in Pommern gelebt hat.

„Wir könnten mit dieser Lösung leben“, sagt Thomas Hurwitz, einer der Sprecher der „ProVon“-Initiative. Es sei nie darum gegangen, Reichswehr-Generäle auf den Straßenschildern zu belassen, sondern die Namen selbst zu behalten. Auch SPD- und Grünen-Politiker in der Bezirksvertretung II sowie die Vertreter eines „Netzwerks“, das sich für eine Umbenennung stark macht, könnten sich dem Vernehmen nach mit einem solchen Kompromiss anfreunden.

Leopold von Seeckt - wichtig genug?

Ein Problem gibt es allerdings noch: Während Gottfried von Einem von seiner Bedeutung her als würdig für ein Essener Straßenschild gilt, ist das ziemlich unspektakuläre Leben des Leopold von Seeckt der Schwachpunkt des Plans. Nur die Tatsache, dass mit der Umwidmung auf salomonische Weise ein Streit befriedet würde, prädestiniert ihn fürs Essener Straßenschild - sonst quasi nichts. Historische Forschungen förderten jedenfalls nichts zu Tage. Bei der Suche nach einem von Seeckt mit mehr Bedeutung kam auch Hans von Seeckts Ehefrau Dorothee ins Blickfeld, deren Vater Jude war. Aber auch sie hat, soweit bekannt, nichts geleistet, was normalerweise einen Straßennamen rechtfertigt.

Umbenennen, aber unter Beibehaltung des alten Namens - diese Variante wurde jüngst auch in Bottrop praktiziert. Dort verschwand der NS-Dichter Karl Wagenfeld vom Schild um dem Design-Pionier Wilhelm Wagenfeld (bekannt ist seine „Wagenfeld-Leuchte“) Platz zu machen. Obwohl das Vorgehen in der Nachbarstadt nicht unumstritten war, hatte es einen großen Vorteil: An der „Wagenfeldstraße“ änderte sich nichts, und die Anwohner waren zufrieden.