Essen. . Große Parteien vor Ort geben grünes Licht für Bau auf dem Gelände des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen. Grüne und Linke sehen Anwohner ausgeschlossen .

Mit großer Mehrheit, allerdings ohne die Zustimmung von den Grünen und den Linken, hat die Bezirksvertretung (BV) III grünes Licht gegeben für die endgültige Entscheidung zur Zukunft des Berufskollegs Holsterhausen mit einem Mix aus Wohnen, Dienstleistungen und Einzelhandel. Sagt der Stadtrat Ende November ebenfalls „Ja“, sind die rechtlichen Voraussetzungen für eine neue Mitte in Holsterhausen geschaffen. Bleiben die Ergebnisse der bis Dezember noch stattfindenden Bürgerworkshops dann nur Makulatur?

„Wir müssen in dieser Frage einfach einmal weiterkommen. Über Jahre hat doch das Gezänk unter den Parteien eine Lösung verhindert“, unterstrich SPD-Sprecher Rainer Pflugrad das unnachgiebige Eintreten seiner Fraktion für die wohl finale Fassung des Bebauungsplans „Holsterhauser Straße/Rubensstraße“. Selbst sein Parteikollege und Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses Thomas Rotter (SPD) war in die BV III gekommen, um vor Ort für die Zustimmung zu werben.

„Bürgern wird Sand in die Augen gestreut

Und die war den Sozialdemokraten u.a. mit den Stimmen der CDU sicher. Nur die Grünen und die Linken stellten sich – folgenlos – quer. „Dass sich die Bürger mit ihren Anregungen noch einbringen können, wird nicht möglich sein“, stellte Grünen-Sprecherin Silva Buttke fest. Wolfgang Freye, Ratsherr für die Linke, malte schwarz: „Man hat den Bürgern Sand in die Augen gestreut.“

Klar, dass Pflugrad, dessen Partei selbst die Bürgerversammlung Ende August mit angestoßen hatte, aus der sich die Workshops entwickelten, widersprach: „Es geht doch jetzt nur um die Nutzungsarten wie etwa Wohnen. Bei der Ausgestaltung dieser groben Vorgaben können sich die Workshops nach wie vor einbringen.“

Welche Pflöcke aber gemeint waren, die nun unversetzbar ins Grundstück getrieben werden, benannte der Linken-Ratsherr Freye direkt: „Wir werden weniger als 40 Prozent Grünfläche haben, der Einzelhandel wird sich in Dimensionen von insgesamt über 2000 Quadratmetern bewegen und die Gebäude werden relativ hoch sein“, prognostizierte er.

Ganz in der Hand eines Investors

Das kann man auch so im Plan nachlesen: 50 Prozent bauliche Nutzung, 30 Prozent öffentliche Grünfläche, 20 Prozent unbebaute Fläche; Häuser mit vier bis fünf Geschossen in Reih und Glied am Straßenrand; ein möglicher so genannter großflächiger Einzelhandel in der Größe eines gängigen Real-Marktes zuzüglich kleinerer zusätzlicher Läden mit möglichen negativen Folgen für die Gemarkenstraße. Freye: „In diesen Fragen sind wir dann ganz in der Hand eines Investors, da darf man den Bürgern nichts vormachen.“

Peter Wehr moderiert die Beteiligungs-Workshop für die Bürger: „Wir sehen den Beschluss der Bezirksvertretung zum Bebauungsplan des Berufskollegs gelassen. Was tatsächlich gebaut wird, ist längst nicht entschieden.“ Der Holsterhauser ist Vorsitzender der Turnvereinigung (TVG) Holsterhausen und hat am vergangenen Wochenende den zweiten von vier Workshops abgeschlossen.

In seinem Berufsleben ist er als Organisationsberater und Entwickler seit Jahren mit Verfahren von Bürgerbeteiligungen beschäftigt. „Es kann keinem Investor daran gelegen sein, etwas gegen den Widerstand vor Ort durchzusetzen. Ich bin mir sicher, wir finden einen Konsens“, sagt er.

Wehr geht davon aus, sich nach dem letzten Workshop im Dezember mit Stadt und Investor sowie der Politik noch einmal auszutauschen und Workshop-Ergebnisse mit in die Bauausführung einfließen zu lassen.

Dabei, so betont er, dürfe man keine Extreme, wie eine vollständige Parkfläche, von den Bürgern erwarten bzw. befürchten. „Uns geht es etwa um eine familienfreundliche Planung, Nutzung der Nachbarschaft u.a. mit der Cranachschule und eine integrale Stadtentwicklung einhergehend mit einer Vitalisierung der Gemarkenstraße oder der Aufwertung des Platzes vor der Empfängniskirche.“