Nach 25 Jahren mit eigener Kinderarztpraxis und 33-jährigem Engagement bei der Hilfsorganisation „Cap Anamur – Deutsche Not-Ärzte“ denkt Werner Strahl noch lange nicht an den Ruhestand. Im Gegenteil: Der 68-Jährige tritt nun sein neues Amt als Vorsitzender der Hilfsorganisation an, zu dem er Ende September gewählt wurde.
„Ich fühlte mich als Mediziner schon immer zu internationaler Hilfe verpflichtet“, erzählt Werner Strahl, der bereits 1979 seinen ersten Einsatz hatte – im Gründungsjahr von Cap Anamur. Damals sammelte die Organisation in einer spektakulären Aktion Geld für über 10.000 vietnamesische Flüchtlinge, die im südchinesischen Meer auf dem Weg in ihre vermeintliche Freiheit in Lebensgefahr geraten waren: Schuld waren ihre altersschwachen und völlig überladenen Boote, die heftigen Unwetter und die Bedrohung durch Piraten.
Heute leistet Strahl zusammen mit 30 deutschen Kollegen (Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, aber auch Techniker) weltweit Hilfe in Entwicklungsländern. „Wenn man von einem Einsatz im Erdbebengebiet Indonesiens zurück nach Hause kommt, weiß man, wie gut wir es in Deutschland haben,“ gibt er zu bedenken. In den vergangenen 30 Jahren war Strahl vorwiegend in Somalia, Indonesien und Sierra Leone tätig, „als Vorsitzender werden jetzt natürlich mehr Reisen nötig“, so der 68-Jährige.
Für die Zukunft gebe es viele neue Perspektiven und anstehende Entscheidungen über weitere Projekte, wie aktuell die Nothilfe für Flüchtlinge und Verletze in Syrien oder Afghanistan. „Ich hoffe natürlich insgeheim, dass wir als Hilfsorganisation eines Tages überflüssig werden,“ sagt der Kinderarzt. Aber danach sehe es in Zeiten wie diesen leider nicht aus.