Behinderte Schüler werden zunehmend an regulären Schulen integriert und gehen nicht mehr auf spezielle Förderschulen. Deshalb sinkt die Zahl der Förderschulen seit Jahren stark. Diese Tendenz der letzten Jahre, als „Inklusion“ bezeichnet, hat jetzt erstmals konkrete Folgen für die Essener Schullandschaft: Zum kommenden Schuljahr gibt es drei Förderschulen weniger in der Stadt. Es verbleiben 15 von 18. „Für die Schüler und Eltern ändert sich aber nichts“, betonte Schuldezernent Peter Renzel in dieser Woche.

Betroffen sind die Bernetalschule im Nordviertel, die Ruhrtalschule in Fischlaken sowie die Friedrich-Fröbel-Schule in Kray. Die Bernetalschule nimmt vom nächsten Schuljahr keine neuen Kinder mehr an, läuft somit jahrgangsweise aus. Die Ruhrtalschule bleibt bestehen, aber nicht als eigenständige Schule. Sie wird zum Nebenstandort der Theodor-Fliedner-Schule in Frohnhausen. „Der Standort in Fischlaken wird noch über viele Jahre bestehen“, sicherte Siegfried Goßmann zu, der stv. Leiter des städtischen Fachbereichs Schule. Die Friedrich-Fröbel-Schule in Kray bleibt ebenfalls nur als Zweigstelle bestehen: Sie gehört bald zur „Schule am Hellweg“ in Freisenbruch.

Alle drei betroffenen Förderschulen haben die Schwerpunkte „Lernen“ und „Emotionale und Soziale Entwicklung“. Diese Schulen sind konzipiert für Schüler, die Schwierigkeiten beim Lernen oder Verhaltensauffälligkeiten haben. Besonders Schüler mit Lernschwierigkeiten gelten als integrierbar in reguläre Schulen. Davon machen Eltern zunehmend Gebrauch – 14 der knapp 90 Grundschulen in Essen sind so genannte Schwerpunktschulen im „Gemeinsamen Unterricht“, bei dem Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam unterrichtet werden. Auch weiterführende Schulen haben sogenannte „integrative Lerngruppen“ für Schüler eingerichtet, die sonst auf eine Förderschule hätten wechseln müssen – zwei Gesamtschulen, drei Hauptschulen, ein Gymnasium und eine Realschule. „Die Nachfrage der Eltern wird immer größer“, stellt Peter Renzel fest. Er will in den nächsten Jahren einen gesonderten Schulentwicklungsplan aufstellen, der mit dem Inklusions-Gedanken weiter ernst macht: „Um das Thema kommt künftig keine Regelschule herum“, prognostiziert Renzel.

Für die Lehrer der betroffenen Förderschulen, die nun ihre Eigenständigkeit verlieren, heißt das: Sie werden künftig mehr pendeln müssen – zwischen den Standorten und womöglich auch zu den regulären Schulen. Dort nämlich werden bald mehr Sonderpädagogen als je zuvor benötigt. Die Stadt plant ab Februar ein Qualifzierungsangebot für Lehrer, die sich in Sonderpädagogik spezialisieren möchten. „Sonderpädagogische Expertise“, sagt Renzel, „wird künftig auch an allen regulären Schulen eine Rolle spielen.“