Essen. Mit 32 darf Silvia Weiskopf noch mal Kind sein. Für die Titelrolle in „Peter Pan“ übt sich die Schauspielerin gerade im Fechten und Fliegen. Eine Begegnung.

Keine Angst, die will nur spielen. Auch wenn Silvia Weiskopf derzeit verschärft mit dem Degen herumfuchtelt, will die Schauspielerin doch eigentlich nichts anderes als Träume visualisieren, Emotionen produzieren. Und ganz große Geschichten über die Rampe bringen.

Also spielt sie nun Peter Pan. Den Jungen, der nicht erwachsen werden wollte. So steht es in James M. Barries schaurig-schönem Kinderbuch. Eine Hosenrolle für eine zierliche Frau mit gewaltiger Fantasie, das ist gar nicht so ungewöhnlich. Schon Mia Farrow hat dem Kind 1976 in einer amerikanischen Musical-Fassung Gestalt verliehen. Und auch für die 32-Jährige ist Peter Pan eine echte Traumrolle. Das Nichterwachsenswerdenwollen, findet die gebürtige Mainzerin, habe schließlich auch viel mit dem Schauspieler-Beruf zu tun.

Es gab dabei mal eine Zeit, da war das obligate Weihnachtsstück eher eine etwas ungeliebte Pflichtübung für Ensemblemitglieder. Oft verbunden mit gleich zwei Vorstellungen am Tag, eine meist schon früh morgens um elf. Silvia Weiskopf aber liebt das Märchen-Spiel. „Da kann man mal so richtig auf die Kacke hauen!“ Also fechten und fliegen. Die ersten Runden im Fluggeschirr hat sie schon hinter sich. Dass zum Gelingen der Übung natürlich nicht nur die Bühnentechnik, sondern auch ein Gutteil Feenstaub gehören, wird das junge Publikum keinen Moment anzweifeln angesichts des perfekten Illusionsapparats, der ab 11. November auf der Grillo-Bühne seine Wirkung entfaltet -- mit Käptn Hooks Piratenschiff und all den vertraut-verrückten Figuren aus Nimmerland.

Wenn man im Kindertheater ausgebuht wird, freut man sich richtig

Ein Traumreich für eine Schauspielerin, die Kindertheater auch wegen der ungefilterten Reaktionen liebt. Wenn man als böse Meerhexe heftig ausgebuht wird, „dann freut man sich richtig“, lacht Silvia Weiskopf. Denn dann hat man als Bühnen-Bösewicht tatsächlich alles richtig gemacht.

Wenn die 32-Jährige erzählt, dann sprüht sie vor Spieltrieb und Erwartungslust. Peter Pan ist schließlich nur eine Traumrolle. Die „Medea“ oder die „Penthesilea“ stehen ansonsten ganz oben auf der Wunschliste. Liebe und Blutdurst, Krieg und Wahnsinn. Von solchen Herausforderungen ist sie seit Jahren beseelt, auch wenn sie Theater als Kind „eher unheimlich“ fand. Die Liebe zur Bühne hat sie erst im Jugendclub richtig gepackt. Auch da hat sie eine Hosenrolle fasziniert, in Vitracs „Victor oder die Kinder an die Macht.“

Ob sie heute, seit Abenteuerreisen oft nicht mehr im Kopf, sondern im Computer starten, selbst noch einmal Kind sein wollte? Silvia Weiskopf lächelt. „Ach, ich kann’s mir ja aussuchen!“ Sowas nennt man Schauspieler-Glück.