Für OB Reinhard Paß war es ein „hocherfreulicher“ Tag, für Messe-Geschäftsführer Frank Thorwirth auch. Und wenn der Plan das bringt, was sich alle erhoffen - nämlich den Messestandort Essen zu halten -, dann freut sich irgendwann vielleicht sogar die ganze Stadt. Der Architekturwettbewerb für den weitgehenden Neubau der Messe ist beendet, sieben nach Meinung vieler Teilnehmer hervorragende Entwürfe lagen vor, und einer soll nun verwirklicht werden. Die Düsseldorfer Architekten „slapa, oberholz, pszczulny“ (SOP), die den Zuschlag erhielten, sind in Essen keine Unbekannten: Das zentrale Essener Neubaugewerbeprojekt der letzten Jahre, die der Messe benachbarte neue Eon-Zentrale, wurde ebenfalls in ihrem Büro gezeichnet.
Bei drei entscheidenden Kriterien hat der Entwurf die Nase vorn, findet der Kölner Architekt Kaspar Kraemer, der der vielköpfigen Preisjury vorstand: „Erstens beim Auftritt zum Grugaplatz, also zur Stadt hin. Dann stimmt zweitens die Maßstäblichkeit zur Umgebung und die Differenzierung zum Grugapark, schließlich ist die Messe-Logistik hier am besten gelöst.“ Letzteres war der Messe besonders wichtig, die bei manchen anderen Entwürfen die Funktionalität zu sehr hinter der architektonischen Wirkung zurückstehen sah. Ein Konflikt, der jüngst den Architekturwettbewerb um das neue Schwimmbad am Thurmfeld so belastet hatte.
Die Wirkung zur Stadt: An Stelle der jetzigen Messe-Verwaltung und des Haupteingangs im Messehaus Ost entsteht ein über 14 Meter hohes Foyer- und Kongress-Gebäude, das durch gläserne Fassaden und ein auskragendes Dach den Grugaplatz beherrscht. Für die Essener Denkmalschützer war wichtig, dass die noch einige Meter höhere Grugahalle Stand halten kann und optisch nicht untergeht. Zwischen Grugahalle und Messehalle bleibt der Hauptzugang zur Gruga ähnlich wie jetzt relativ eng, die Sichtachse zum Park wird durch den Wegfall der störenden und hässlichen Brücke zwischen Grugahalle und Messe immerhin verbessert.
Entlang der Gruga entstehen dann die drei neuen Messehallen, die sich verbinden lassen oder getrennt nutzbar sind. Der Messe-Parkplatz, auf dem jetzt auch Kur vor Ort-Gäste parken können, wird überbaut, Ersatz entsteht in einer Tiefgarage unter dem Neubau. Beim ersten, gescheiterten Plan war an dieser Stelle das „Anknabbern“ des Parks bis fast zum früheren Restaurant Silberkuhlshof vorgesehen.
Und jetzt? Die bestehende Grenze zur Gruga wird peinlich genau eingehalten, ja Park und Messe wollen am Wassergarten ein neues partnerschaftliches Kapitel aufschlagen. „Aus dieser Nähe wurde bisher gar nichts gemacht“, kritisiert Kaspar Kraemer. Messe-Gäste etwa sollen die Gruga als Pausen-Refugium nutzen können. Und während der Park umgekehrt jetzt auf die unschöne Messe-Rückseite mit Treppen-Schächten, Blechdächern und dunklem Mauerwerk blickt, gibt es künftig eine ganz andere, luftige Architektur: eine gläserne Galerie mit Bars, Sitzecken, Außengastronomie und einem „Sky-Walk“.
Bleibt die Frage, ob das Geld reicht oder am Ende nicht doch alles viel teurer gerät. Die Messe gab sich optimistisch. Preissteigerungen entstünden, wenn man aus politischen Gründen zu niedrig kalkuliere „oder am Anfang nicht weiß, was man will“. Beides gelte hier nicht.