Ruhrhalbinsel. .

Wenn Mieter finanziell in Schieflage geraten und ihre Miete nicht mehr zahlen können, dann sieht die Realität oft wie folgt aus: Nach der zweiten Mahnung folgt die Kündigung und – wenn nötig – die anschließende Räumungsklage. Doch geholfen ist beiden Parteien damit in den seltensten Fällen, denn der Vermieter verliert seinen Kunden und der Mieter seine oft liebgewonnene Wohnung.

Um einen Weg aus der Misere zu finden, setzt die Deutsche Annington daher nun seit dem Frühjahr dieses Jahres auf die Mieter- und Schuldnerberatung durch Fachleute, um das Schlimmste zu verhindern.

Hohe Erfolgsquote

Einer dieser Mieterberater heißt Marcel Reinhard. Der Diplom-Sozialpädagoge und gelernte Betriebswirt gilt als Experte für Krisenintervention und Sozialmanagement. Seit er seine Arbeit für das Wohnungsunternehmen aufnahm, hat er beachtliche Erfolge aufzuweisen, konnte er doch in 120 von bislang 260 Fällen eine Kündigung des Mietvertrages abwenden: „Eine Reihe dieser Fälle sind noch in Arbeit. Unsere Erfolgsquote liegt über 50 Prozent.“

Marcel Reinhard wird vorrangig aktiv, wenn die Sache weit fortgeschritten ist, also wenn schon die Kündigung ansteht. „Doch immer häufiger befasse ich mich auch mit Fällen, wo nur die zweite Miete aussteht“, wie er sagt. Die Gründe, warum Mieter säumig werden, sind vielfältig. Verlust der Arbeitsstelle oder Kurzarbeit, Scheidungen und Suchtproblematiken. All dies kann zur Zahlungsengpässen führen, besonders dann, wenn mehrere Problematiken zusammenkommen.

Im Gegensatz zur klassischen Schuldnerberatung wird er selbst aktiv und wartet nicht erst darauf, dass sich die Mieter melden. „Die erste Kontaktaufnahme erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl“, erklärt Reinhard. „Doch offensichtlich gelingt mir dies sehr gut. Nicht zuletzt, weil ich meinen Klienten nicht mit dem erhobenen, klagenden Zeigefinger komme, sondern an nachhaltigen Lösungen für Mieter und Vermieter interessiert bin.“ Dabei spiele es eine große Rolle, den Schuldner und seine ureigensten Probleme ernst zu nehmen.

Einfühlungsvermögen

Mit Einfühlungsvermögen, Unvoreingenommenheit und Akzeptanz ermittelt Reinhard, wofür der Mieter sein Geld ausgibt. Er bringt Ordnung in dessen Einnahmen und Ausgaben, empfiehlt Ansprechpartner, wo er selbst nicht helfen kann. Beispielsweise in Krankheitsfällen. „Ich appelliere an die Eigenständigkeit des Einzelnen“, erklärt Reinhard. „Denn eine nachhaltige Lösung des Problems kann nur unter Mithilfe des Klienten selbst realisiert werden.“