Eine Ratssitzung im Jahr 2010: Dr. Dietmar Düdden wurde aufs Schild gehoben. Gemessen an den Vorschusslorbeeren und dem ehrfurchtsvollen Raunen in der Politik („hat in Hamburg gearbeitet...“), musste der Eindruck entstehen, ein wahrer Messias der Wirtschaftsförderung habe sich mehr aus Versehen in unser kleines Städtchen verirrt. Nun, für die Minderwertigkeitskomplexe der Essener kann Düdden selbstverständlich nichts, auch nichts für die womöglich falschen Erwartungen, die die Chiffre „Hamburg“ auslöste. Und dennoch: Nach nun fast zwei Jahren im Amt muss man sich wohl oder übel auch an Ergebnissen messen lassen, und viel hat Düdden da wirklich nicht vorzuweisen.
Der Essener Immobilien-Investor Eckhard Brockhoff, der sich bisweilen als Poltergeist gefällt, hat gestern in der WAZ vom Leder gezogen, als er Düddens Arbeit mit Wonne in den Boden stampfte. Brockhoff, sagen einige, mache das auch, weil er anders als früher in Essen nicht mehr die ganz große Rolle spiele und darüber schwer vergrätzt sei. Das mag sein, und trotzdem ist ein klares, hartes Wort zur rechten Zeit manchmal genau richtig. Es stimmt ja: Düdden ist in Essen nicht in dem Maße präsent wie es für Vorgänger Georg Arens selbstverständlich war, er wirkt immer noch ein bisschen wie eingeflogen. Das muss nicht zwingend ein Fehler sein, er soll ja gerade draußen für Essen werben, Investoren und Unternehmen anlocken. Leider ist aber nicht recht zu erkennen, wo Düddens große Erfahrungen und weltmännische Art die Stadt nun entscheidend weitergebracht hätten. Arens war einer, der bei allen Erfolgen nicht immer merkte, wenn er nur noch nervte, aber er hat eben wirklich was bewegt. Fehlt es Düdden letztlich doch an dem nötigen Quäntchen Leidenschaft? Bei den Ergebnissen ist jedenfalls noch Luft nach oben.
Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die man auch beim städtischen Spitzenpersonal nicht jedem attestieren möchte. Simone Raskob, im Verwaltungsvorstand für Umwelt und Bauen zuständig, brennt für ihre Arbeit, und genießt deshalb zu Recht viel Anerkennung, wenn auch nicht so sehr bei ihrem Chef, dem OB. Ihre Wiederwahl steht an, und zurzeit ist die Neuauflage eines politischen Kampfes, wie er sich bei der Wahl des Personaldezernenten entwickelte, eher unwahrscheinlich. Dennoch: Dieser Rat ist letztlich unberechenbar, und ob die SPD-Fraktion nach dem Tohuwabohu um Christian Kromberg nicht doch Lust verspürt, dem Viererbündnis auf den Zahn zu fühlen? Festgelegt hat sich die SPD nicht. Sie hat Zeit.