Essen. . Die Wiederwahl Simone Raskobs als Dezernentin steht an. Sie könnte zum Politikum werden, denn eine Paketlösung ist geplatzt.

Acht Jahre sind eine lange Zeit, Dinge zu bewegen, und wenn Simone Raskob demnächst die Bilanz ihrer Arbeit zieht, dann dürfte die entsprechend umfänglich ausfallen. Wer aber glaubt, das Ja oder Nein zu der im November anstehenden Wiederwahl der Bau- und Umweltdezernentin entscheide sich ausschließlich an der Zahl gebauter Straßen und Radwege, an umgeholzten Pappeln und aufgeklärten Umweltfreveln, am verschmutzten Hauptbahnhofs-Pflaster oder den Schlaglöchern zwischen Karnap und Kettwig, der weiß nicht viel von Politik.

Dort geht es – man mag das bedauern – auch (und manchmal sogar vor allem anderen) ums fein austarierte politische Gleichgewicht der Parteien, um politische Absprachen à la „Wählst Du meine Dezernentin, wähl ich Deinen Geschäftsführer“.

In dieser Gemengelage befindet sich derzeit auch Raskob, deren Verbleib im Job nach NRZ-Informationen offenbar im Zuge eines ganzen Personalpakets festgezurrt werden sollte. Mit im Versand auf Wunsch der Sozialdemokraten im Rat: eine Vertragsverlängerung für den Chef der Entsorgungsbetriebe, Klaus Kunze (68), die man der stirnrunzelnden CDU mit einer Verlängerung des Vertrags für Bernhard Görgens, den Vorstandschef der Stadtwerke und Kopf der Verkehrs- und Versorgungs-Holding EVV, schmackhaft machen wollte. Und für die Grünen, auf deren Vorschlag Raskob einst gewählt ward, sollte deren Wiederwahl rausspringen.

Es ist nicht ganz klar, ob Görgens – eine Art graue Eminenz des CDU-Lagers – oder die Christdemokraten selbst einen solchen Händel selbst überhaupt ins Auge gefasst haben könnten, wenngleich der Verbleib des 66-Jährigen vor allem bei der anstehenden Umstrukturierung der EVV manchem als sinnvoll gilt. Doch solcherlei Gedanken scheinen müßig, denn der Paket-Deal gilt nach zwei vergeblichen Anläufen inzwischen als geplatzt.

Das erhöht für Simone Raskob fraglos die Gefahr, im Karrierehäcksler zu landen, weil die beiden Ratslager die Personalie als Machtprobe verstehen könnten – hüben das Viererbündnis von CDU, Grünen, FDP und EBB, drüben mindestens die Sozialdemokraten sowie OB Reinhard Paß: Der Oberbürgermeister zählt sich nicht gerade zum Freundeskreis der Bau- und Umweltdezernentin, ihr Verhältnis zu Stadtdirektor Hans-Jürgen Best gilt als ebenso angespannt.

Immerhin, eine politische Klippe hat Simone Raskob schon vor Monaten umschifft, nachdem die Grünen dem FDP-Kandidaten fürs Ordnungsdezernat die Stimme versagten: „Bis jetzt“, so ließ sich noch im Januar der liberale Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß vernehmen, „fällt mir nichts ein, warum Frau Raskob ihre Arbeit schlecht gemacht hätte“. Dies immerhin von einer Partei, die Raskob 2005 nicht gewählt hatte. Dennoch, ein geheimer Wahlgang gilt als sicher – für parteiinterne Heckenschützen ein willkommenes Betätigungsfeld.