Nach Jahren des Sparens und Schrumpfens in der Friedhofsverwaltung geht der städtische Eigenbetrieb Grün und Gruga in eine Vermarktungs-Offensive. Weil immer mehr Menschen die Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr pflegen können oder wollen, will die Stadt ihnen gemeinsam mit den Friedhofsgärtnern diese Sorge abnehmen - 25 Jahre lang.

Pflege im Preis inbegriffen

Das Modell heißt „Memoriam Garten“ und funktioniert schon in vielen Städten in NRW. Auf einem Grabfeld des Parkfriedhofes werden Friedhofsgärtner, die sich für dieses Projekt zusammen geschlossen haben, im nächsten Frühjahr einen Park modellieren, in dem unterschiedliche Möglichkeiten der Bestattung angeboten werden. Im Preis für das Grab inbegriffen ist eine Dauerpflegevereinbarung über 25 Jahre. Nicht nur für das Grab: „Wir übernehmen auch die Pflege der gesamten Fläche“, sagt Carsten Nöll, Vorsitzender des Fachverbandes rheinischer Friedhofsgärtner. Der Preis für dieses Arrangement soll je nach Bestattungsform zwischen 3000 und 10 000 Euro liegen, sagt Hans-Joachim Hüser von der Friedhofsverwaltung.

Den Bedarf an diesem Rundum-Sorglos-Paket schätzt Hüser hoch ein und nennt Zahlen: Für 1598 Gräber haben Angehörige allein im Jahr 2011 die Nutzungsrechte vorzeitig zurückgegeben, weil sie sich um das Grab nicht mehr kümmern konnten oder wollten. Für 683 weitere Gräber hat die Friedhofsverwaltung im letzten Jahr die Nutzungsrechte eingezogen, weil die Gräber erkennbar nicht mehr gepflegt wurden.

Die neue Kooperation zwischen Grün und Gruga und den Friedhofsgärtnern entlastet die Angehörigen von Verstorbenen. Den Friedhofsgärtnern bringt es planbare Aufträge und Umsätze, und Grün und Gruga verspricht sich davon eine Aufwertung der Friedhöfe: nicht nur des einzelnen Grabfeldes, sondern auch der Umgebung. Der Memoriam-Garten soll nicht nur Angehörigen offen stehen, sondern auch Anliegern und Menschen, die im Grün Erholung suchen. Bernd Schmidt-Knop, Werkleiter von Grün und Gruga: „Nach all dem Sparen müssen wir auch mal wieder was für die Qualität unserer Friedhöfe tun.“

Und die Grün-Qualität wird hoch sein im Memoriam-Garten, dafür sorgen Richtlinien. Das Geld der Grabkäufer verwaltet eine Treuhandstelle. Sie investiert ausschließlich in Finanzanlagen, die als sicher gelten, und kontrolliert nicht nur die Vergabe der Mittel an die Friedhofsgärtner, sondern auch die Verwendung für die Grabpflege. Die Rheinische Treuhand, sagt Carsten Nöll, „verwaltet inzwischen 160 Millionen Euro.“