Heisingen. .

Als die Musiker vom Spielmannszug Blau-Weiß 1928 Heisingen sich vor zwei Jahren zum ersten Mal für die Deutsche Meisterschaft qualifizierten, da haben sie sich so fürchterlich über ihren Erfolg erschrocken, dass sie gar nicht erst zu der Meisterschaft gefahren sind. Jetzt haben sie die Qualifikation für 2013 in Chemnitz wieder geschafft: „Der Schrecken von damals ist einer Riesenfreude gewichen“, erzählt der Vorsitzende Michael Wittig.

Damals seien sie sehr eingespannt gewesen, kamen gerade aus Russland und nahmen an einem Projekt für die Kulturhauptstadt teil, erinnert sich der 47-Jährige. Zudem war der große Umbruch noch ziemlich frisch. Denn seit 2008 spielen die 45 aktiven Mitglieder außer Marschmusik auch Konzertmusik, die nun sogar zwei Drittel ihrer Auftritte ausmacht.

Wie sie zum Spielleute-Orchester wurden: Einige von ihnen legten sich „billige Flöten“ im Kaufhaus zu. „Wir wussten nicht, was passiert“, sagt Geschäftsführerin Sabine Deicke. Was geschah, nennt sie Explosion: Schon nach dem ersten Konzert hatten sie enormen Zulauf. Inzwischen gibt es nicht nur seit einem Jahr eine vereinseigene Flötenschule, sondern auch Wartelisten für diejenigen, die sie besuchen wollen. „Es ist eine zeitintensive Ausbildung mit Einzelunterricht“, beschreibt Sabine Deicke. Dafür haben Mitglieder Lehrgänge bis zum Dirigenten gemacht und unterrichten nun – alles ehrenamtlich.

Natürlich sind sie aber nach wie vor auch ein ganz traditioneller Spielmannszug, der genauso viel Freude daran hat, „Krach auf der Straße beim Wottel- oder Schützenfest zu machen“, sagt Michael Wittig lachend. Gleichzeitig sind sie aber auch modern: „Wir waren einer der ersten Vereine, der Musik mit Konzertflöten machte“, sagt die Geschäftsführerin. Und einer der ersten, die bereits in den 1970ern Frauen aufnahmen. Heute spielen die einen Konzert- oder Piccoloflöte, die Rhythmiker neben Trommel auch Xylofon, Glockenspiel oder Bongos.

Der Dienstälteste im Verein ist Michael Wittig. Als Jugendlicher versuchte er es zunächst mit Fußballspiel und Briefmarken, bis der Mann seiner Cousine ihn zum Spielmannszug mitnahm. Wittig war 18 und wehrte sich: „Ich fand es wohl uncool“. Nach fünf Tagen habe er dann den ersten Ton auf der Flöte herausbekommen und findet bis heute: „Die Musik macht Heidenspaß.“ Dazu gehören Proben, bei denen sie auch mal mehr quatschen als spielen. Sie treffen sich jede Woche im evangelischen Gemeindehaus am Stemmering und sind für die Räume sehr dankbar: „Bei 30 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr wäre mieten nicht möglich“, sagt Wittig, der seine Mitstreiter vor der Meisterschaft aber öfter sehen wird: bei den Extraschichten an den Wochenenden. Auch wenn der Meistertitel nicht das Ziel sei: „Passieren kann alles“, sagt er und versichert: „Wir fahren hin.“

Der Spielmannszug finanziert neue Instrumente etwa durch Auftritte bei Goldhochzeiten oder Geburtstagen. Kontakt: 52 16 73, oder www.blauweiss-heisingen.de.