Kritik am Prozess Essen 2030 ist leicht, solange man es nicht besser machen muss. Was soll man mehr machen als mit großem Medienaufwand die Bürger zur Mitwirkung an der Stadtentwicklung aufzufordern? Es sollte klar sein, worum es geht und schließlich hat auch die WAZ einen Vermittlungsauftrag. Das geringe Engagement der Bürger war schon immer so – und nicht nur in Essen.

Kaum einer geht zu den Bürgeranhörungen, die es zu jedem Bauvorhaben gibt. Essen tut aber sehr viel für die Transparenz. Man denke nur an das Ratsinformationssystem - selbst für jene, die das Sofa nicht verlassen wollen. Beteiligung wird immer gefordert. Jetzt lädt man zur Beteiligung an langfristigen Planungen ein, da heißt es, die Stadt sollte mehr selbst machen.

Was denn nun? Findet man einen Geldgeber, wie jetzt die Interessengemeinschaft Essener Wirtschaft, wird es kritisiert. Hätte man Steuergelder ausgegeben, würde es auch kritisiert. Macht man sich keine strategischen Gedanken, wird es kritisiert; versucht man Perspektiven zu entwickeln, auch. Dabei muss man sehen, dass die Stadt nur wenig Einflussmöglichkeiten hat. Sie ist pleite und das meiste wird von Immobilienbesitzern und Investoren entschieden. Und natürlich ist ein langfristiger Perspektivenfindungsprozess relativ abstrakt und vage – wie es schon jetzt kritisiert wird. Wie sollte es anders sein?

Man sollte respektieren, dass ein Versuch der Beteiligung der Bürger und der Einschaltung externen Sachverstandes gemacht wird, wie ihn keine andere Stadt in Deutschland bisher geleistet hat. Das mag zu wenig Resonanz führen, aber das ist auch eine Erkenntnis. Trotzdem werden dabei Ideen und vor allem Bewertungsmaßstäbe herauskommen.

Es besteht zwar die Gefahr, dass die Beteiligung zu große Erwartungen weckt, aber es besteht auch die Chance, dass Zusammenhänge und Sachzwänge deutlicher werden und sich alle mehr in einem Boot fühlen. Soweit sie überhaupt zuhören. Die parallelen Aktionen „Woran erkennt man, dass man ein Essener ist?“ der WAZ und der EMG-Wettbewerb „Essen - meine Stadt - eine Liebeserklärung“ können ja weitere Beiträge leisten.

Rolf Krane