Ein wenig moderner möge er das Aalto Ballett Theater künftig aufstellen, hat der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie (TuP) Ballettchef Ben van Cauwenbergh bei seiner Vertragsverlängerung auf den Weg gegeben. Bitteschön: Mit den Premieren der neuen Saison serviert der Ballettchef Ultramodernes vom einem Tanzrevolutionär, gibt dem Nachwuchs im eigenen Haus eine Chance und garniert aus mit einem Stück des großen alten Mannes des europäischen Tanzes.

„Ein Sommernachtstraum“ wird am 3. November die erste Premiere der Saison und ein Experiment zugleich. Heinz Spoerli hat es geschrieben, 15 Jahre lang Ballettdirektor und Choreograf des Zürcher Balletts am Opernhaus Zürich, ausgezeichnet für sein Lebenswerk zuletzt mit dem Zürcher Festspielpreis und einem internationalen Preis beim Festival im Miami. 2009 erhielt er im Aalto den Tanzpreis. Er ist dem Ballettchef seit Jahren ein guter Freund - und vor allem kann er das liefern, was das moderne Ballett nach Cauwenberghs Ansicht fehlt: „Er kann abendfüllende Stücke liefern, die eine Geschichte erzählen.“ Die Produktion ist spartenübergreifend und „eine Herausforderung für da Orchester“: Spoerli hat Musik von Mendelssohn Bartholdy mit Stücken von Steve Reich und Philip Glass kontrastiert. Eine Herausforderung aber auch an den Schauspieler vom Grillo in der Rolle des Zettel: Er muss mit der Primadonna des Balletts tanzen. Das Experiment wird funktionieren, sagt der Ballettchef schmunzelnd. „Ich habe eine tolle Besetzung dafür.“

Dann legt er ein Bekenntnis zum klassischen Tanz ab: „Bald tanzen alle Compagnien nur noch das moderne Zeug“, sagt er und verzieht das Gesicht. „Das Klassische muss erhalten bleiben. Es ist nicht wie Latein, nicht wie eine tote Sprache. Es ist noch nicht tot.“ Und was ihn abgeht, soll das so bleiben. Stichwort populäre Klassiker: „Mein Job ist es auch, das Publikum ins Theater zu holen. Und das gelingt ganz gut.“ In der Tat: Die Zahl der Vorführungen pro Saison hat Cauwenbergh in der vergangenen Saison von 45 auf 75 Vorführungen erhöht und wird diese Schlagzahl in der neuen Saison halten.

Nichts gegen Modernes übrigens: : Mit „Deca Dance“ des israelischen Tanz-Revolutionärs Ohad Naharin holt van Cauwenbergh im April 2013 ein Stück „mit einem sehr speziellen Vokabular“ ans Aalto. Naharin arbeite „sehr modern, offen - eine eigene Welt.“ In einer weiteren Premiere gibt der Ballettchef zwei Tänzern eine Chance, sich für die Zeit nach dem Beruf erneut als Choreographen zu positionieren. Denis Untila und Michelle Yamamoto zeigen ihre Sicht auf „Othello“.