Essen. .

Der städtische Schuldenberg ist beträchtlich. Mit mehr als 2,1 Milliarden Euro liegt Essen bei den Liquiditätskrediten bundesweit vorn – und zahlt dafür viel Geld. Trotz historischen Zinstiefs muss Kämmerer Lars Martin Klieve jährlich 37,3 Millionen Euro für Zinsen berappen. Klingt viel – und könnte schlimmer kommen: Steigt der Zinssatz auch nur um einen Prozentpunkt, werden weitere 20 Millionen Euro Zinsen pro Jahr fällig.

Ob diese Stadt damit pleite ist? Kaum. Denn dem Schuldenberg stehen hohe Vermögenswerte gegenüber, wie aus der städtischen Bilanz für 2011 hervor geht, die in der kommenden Woche dem Rechnungsprüfungsausschuss vorgelegt wird.

Kindergärten und Schulen

Allein die Liegenschaften der 46 Kinder- und Jugendeinrichtungen stehen mit 51 Millionen Euro in den Büchern. Teuerste Einrichtung ist , mit 2,5 Millionen Euro, die städtische integrative und heilpädagogische Kindertagesstätte Waterfohr­straße. Weit höher liegt mit 826 Mio. Euro der Buchwert für die 160 Schulgebäude; darunter 87 Grundschulen, je acht Gesamtschulen und Berufskollegs. Teuerste Immobilie ist die Gesamtschule Bockmühle an der Ohmstraße 30, der Buchwert liegt bei 28,5 Mio. Euro.

Städtische Dienst-/Betriebsgebäude

Mit rund 98 Mio. Euro ist das Rathaus Am Porscheplatz 1 das teuerste Dienstgebäude im städtischen Besitz. Auf Rang zwei folgt das Museum Folkwang: 78 Mio. Euro. Vergleichsweise günstig wäre - für 12,5 Mio. Euro - die Alte Synagoge zu haben. Insgesamt hat Kämmerer Klieve die Dienst- und Betriebsgebäude mit 311 Mio. Euro eingebucht.

Kunst und Museumssammlungen

Kunst für 246 Mio. Euro besitzt die Stadt allein im Museum Folkwang – zu Geld lassen sich Bilder und Skulpturen allerdings nicht. An jedem Bild hält die Stadt 50 Prozent, die andere Hälfte gehört dem Folkwang Museumsverein. Im Besitz der Stadt sind hingegen die Sammlungen in der Alten Synagoge (1 Mio. Euro) und im Deutschen Plakatmuseum (1,1 Mio. Euro).

Verbundene Unternehmen

Allein an der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft besitzt die Stadt einen Anteil, der 1,1 Milliarden Euro wert ist. Rechnet man die Anteile an Theater- und Baugesellschaft, an der Gesellschaft für soziale Dienstleistungen, an Theater Philharmonie GmbH, Jugendhilfe, Messe und anderen hinzu, stehen in den Büchern unter dem Strich 1,27 Milliarden Euro.

Straßennetz und Grund & Boden

Für das Straßennetz mit Wegen, Plätzen und Ampeln weist der Haushalt eine Bilanzsumme von 486 Mio. Euro aus, Tunnel und Brücken sind mit weiteren 38 Mio. Euro berücksichtigt. Auf insgesamt 6,1 Milliarden Euro belief sich das Anlagevermögen der Stadt zum 31. Dezember.

Einnahmen und Ausgaben

An Steuern und anderen Abgaben gingen bei der Stadt im vergangenen Jahr 702,5 Mio. Euro ein; die Gewerbesteuer macht dabei mit 320,7 Mio. Euro erneut den wichtigsten Posten aus gefolgt von Einkommens- und Umsatzsteuer (231 Mio. Euro) und Grundsteuer (112 Mio. Euro). Doch trotz hoher Einnahmen schließt Kämmerer Klieve das Haushaltsjahr mit einem Fehlbetrag von 208,4 Mio. Euro ab. Das klingt desaströs, ist jedoch gegenüber den ursprünglichen Haushaltsplänen eine Verbesserung, denn dort war noch ein Fehlbetrag von mehr als 300 Mio. Euro veranschlagt worden.

Zurückzuführen sind die Verbesserung auf höhere Schlüsselzuweisungen sowie höhere Erträge bei dem Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer.

Mit Spannung dürfte Kämmerer Lars Martin Klieve die Kursschwankungen der RWE-Aktie beobachten. Die im Besitz der Stadt befindlichen Wertpapiere sind zum 31.12.2011 mit einem Buchwert von 892 Millionen Euro (Kurs 75,92 Euro) bewertet.

Aktuell liegt der Kurs aber nur noch bei 35,14 Euro; womit die Aktien derzeit 412 Mio. Euro wert sind. Der Buchwert liegt damit um 480 Mio. Euro zu hoch.