Essen. . Weil Yamanis Firma den Preis fürs Designstadt-Areal auf Zollverein nicht zahlte, tritt das Land vom Vertrag zurück.

Im März noch wähnten sich alle Beteiligten am Ziel: Mit saudi-arabischen Öl-Millionen einen alten Kohlestandort fit für die Zukunft zu machen, mit einem Uni-Komplex, einem Hotel und einem Design-Gewerbe-Park – das war der Stoff, aus dem Wirtschaftsförderträume gemacht sind. Und bei einer im Raum stehenden Investitionssumme von „nicht unter 130 Millionen Euro“ verkniff man sich am Ende hüben wie drüben die Klage darüber, dass es sieben verflixter Jahre bedurfte, um die Verträge rechtsgültig zu unterzeichnen.

Aber was nützt ein Grundstückskaufvertrag über 31.500 Quadratmeter Weltkulturerbe zwischen Haldenstraße und Arendahls Wiese, wenn der Kaufpreis nicht wie vereinbart überwiesen wird? Exakt 2.729.102 Euro und 19 Cent hatte das von Scheich Hani A.Z. Yamani gegründete Unternehmen „Hazy Trading Est. & Associates“ an das Land zu zahlen, knapp 2,4 Millionen davon fürs Grundstück, den Rest für die Kosten des Architekten-Wettbewerbs. Letztes Zahlungsziel war der 3. September, die letztmalige Verlängerung reichte bis Montag, und als dann immer noch kein Geld eingegangen war, zog das Land, vertreten durch die landeseigene Gesellschaft NRW Urban als Grundstückseigentümer, die Notbremse: Nun trat sie vom Kaufvertrag zurück.

„Lieber ein Ende mit Schrecken...“

Staatssekretär Gunther Adler aus dem NRW-Bauministerium sprach dabei von einem „unvermeidbaren“ Schritt, den er „sehr bedaure“ und Ministeriumssprecher Bernhard Meier war es vorbehalten, einen Klassiker der Kommentierung hinterherzuschieben: „Lieber ein Ende ohne Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“

Denn wiewohl Staatssekretär Adler betonte, das Land werde „die Chancen für den hervorragenden Zukunftsstandort Zollverein wahren“ – nach der spektakulären Absage wird es an Spott nicht mangeln. Und mancher dürfte daran erinnern, dass die Antwerpener Künstlergruppe „Berlin“ wohl doch nicht so falsch lag, als sie in ihrer filmischen Doku-Fiktion „Tagfish“ beim Festival „Theater der Welt“ darüber witzelte, am Ende werde der Wirtschaftsfördertraum aus 1001 Nacht wohl erfolglos enden.

An dieser Stelle widerspricht Claus T. Wessing vehement: Der Düsseldorfer Berater und Türöffner, Yamani-Freund und Wegbereiter des Projekts sieht die Schuld am vorläufigen Scheitern des Vorhabens auf Landesseite. Genauer: auf Seiten des Bau- und Liegenschaftsbetriebes. Will man die Probleme im schier undurchdringlichen Vertragsdickicht aus seiner Sicht auf einen Punkt bringen, dann liegt die Ursache für den nicht gezahlten Kaufpreis darin, dass durch Verzögerungen, die der Scheich nicht zu verantworten hatte, Zeitpläne und vertragliche Übergabetermine verschoben wurden. Für Hani Yamani war damit offenbar die Geschäftsgrundlage entfallen, auf der der Kaufvertrag beruhte. Ein als Mitinvestor fest eingeplantes Bauunternehmen sprang ab, Ersatz ließ sich auf die Schnelle nicht auftreiben.

Ein Risiko für den Scheich, denn die Verträge mit Hazy Trading sahen vor, dass der Bau für den Design-Fachbereich an der Folkwang-Universität der Künste bis Ende Juni 2014 fertigellt sein sollte. Für jeden Monat Verzögerung war dem Vernehmen nach eine Vertragsstrafe von 150.000 Euro ausgehandelt, ab Ende 2014 hätte das Land ein absolutes Rücktrittsrecht gehabt.

Und nun? Das Land prüft Schadensersatzforderungen gegen Yamani und seine Investorenfirma Hazy Trading – was wohl wenig Chancen auf Erfolg haben dürfte, angesichts eines Unternehmens mit formellem Sitz auf Malta und bescheidenem Haftungskapital.

Und das Projekt? Nach Investoren für ein Hotel und das so genannte Kreativdorf für Designgewerbetreibende wird man lange suchen müssen, beim geplanten Uni-Bau könnte Ersatz schneller bei der Hand sein, schließlich winkt ein Mietvertrag mit dem Land über eine lange Laufzeit. Notfalls, so meinte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best, müsse der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes einspringen: „Die Zeit drängt.“

Eine Designstadt und mehr

Das Projekt von Scheich Hani A.Z. Yamani wäre mit „nicht unter 130 Millionen Euro“ mit Abstand das größte private Investment auf Zollverein gewesen. Es sollte neben einem Bau für die Designstudenten der Folkwang-Uni auch ein Luxushotel sowie mehrere Gebäude für Designgewerbetreibende umfassen. Das Einstiegsrisiko war insofern begrenzt, als für den Folkwang-Bau ein langfristiger Mietvertrag des Landes winkt.

Größter Nachteil eines Baus durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes: Die Entwicklung aus einem Guss entfällt, das Areal wird jetzt wohl parzelliert