Essen-Rüttenscheid. . Das „Netzwerk Irmgard und Ortrud“ und die SPD wollen Gespräche mit der erfolgreichen „ProVon“-Initiative, die sich gegen die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße wehrt. Bedingung: Die Generäle sollen auf jeden Fall runter von den Schildern.

Ein bisschen schwanger, heißt es oft scherzhaft, geht nicht. Und auch eine Straße kann man entweder umbenennen oder eben nicht umbenennen - auch da erscheint ein dritter Weg schwierig. Dennoch wollen die durch das erfolgreiche Bürgerbegehren zuletzt in die Defensive geratenen Befürworter einer Umbenennung der Von-Seeckt- und der Von-Einem-Straße der gegnerischen Bürgerinitiative weiter das Gespräch anbieten - allerdings unter einer Grundbedingung: „An einer Umbenennung der Straßen führt kein Weg vorbei“, sagt Ulrich Janßen, Anwohner und Sprecher eines „Netzwerks Irmgard und Ortrud“. Daran ändere auch das Bürgerbegehren nichts.

Irmgardstraße und Ortrudstraße waren die von der rot-rot-grünen Mehrheit in der Bezirksvertretung II - sie ist auch für Rüttenscheid zuständig - beschlossenen Ersatznamen. Es könnten aber auch andere Namen sein, meint Peter Lankes, Fraktionsvorsitzender der SPD und in der BV II, der die Umbenennung maßgeblich initiierte. „Wenn die beiden Bürgerinitiativen sich einigen, wird die Politik nicht im Wege stehen“, so Lankes, der auch Mitglied des „Netzwerks“ ist.

„Von Einem von und Von Seeckt sind keine verehrungswürdigen Vorbilder“

An einem „Kompromiss“, der den Wegfall der alten Namen bedeutet, hat aber wiederum die Bürgerinitiative „ProVon“ kein Interesse. Vielmehr empfände man dies als eine glatte Niederlage. „Dafür haben wir das Bürgerbegehren nicht zum Erfolg geführt“, sagt Sprecher Thomas Hurwitz.

Im Übrigen gebe es bereits einen Kompromiss: „Das ist die Gedenktafel, die im Jahr 2008 aufgestellt wurde.“ Dort wird auf das problematische Demokratieverständnis der beiden Reichswehrgeneräle Hans von Seeckt und Karl von Einem hingewiesen, eine Grundhaltung allerdings vieler mit Macht und Einfluss ausgestatteter Zeitgenossen der Weimarer Republik, die schließlich zur NS-Machtergreifung beitrug.

Hier sieht das „Netzwerk“ nach wie vor eine klare Legitimation für ihre Forderung: „Von Einem von und Von Seeckt sind keine verehrungswürdigen Vorbilder.“ Die Gegenseite hatte das allerdings auch nicht behauptet, sondern angemerkt, dass beim Anlegen solcher Kriterien Hunderte Straßen umzubenennen seien.

30 Prozent der Unterschriften ungültig

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Peter Lankes wollte sich nicht äußern, ob angesichts des erfolgreichen Bürgerbegehrens und des drohenden Bürgerentscheids auch ein Rückzug der Bezirksvertretungsmehrheit möglich wäre. Das stünde derzeit nicht zur Debatte, voraussichtlich erst in der November-Sitzung werde sich die BV mit dem Thema befassen. Bis dahin sei noch Zeit, im Sinne des „Kompromisses“ zu wirken: Umbenennung ja, aber nicht unbedingt in „Ortrud“ und „Irmgard“.

„Netzwerk“-Sprecher Janßen bezweifelte die Angaben der „ProVon“, wonach 95 Prozent der unmittelbar Betroffenen in den zwei Straßen gegen die Umbenennung seien. „Ich kenne jedenfalls viele, die das anders sehen.“ Mit einiger Befriedigung nahmen die „Netzwerker“ zur Kenntnis, dass rund 30 Prozent aller gesammelten Unterschriften falsch abgegeben wurden und das Endergebnis somit nicht ganz so grandios war wie es die ersten Zahlen suggerierten.

Janßen nahm Lankes und die Bezirksvertretung auch gegen den Vorwurf in Schutz, sie hätten vor ihrer Entscheidung die Anwohner weder gefragt noch ausreichend informiert: „Wir leben in einer repräsentativen Demokratie, man kann nicht vor jeder Entscheidung Umfragen und Runde Tische veranstalten.“