Essen. Jung sind sie. 20 bis 22 Jahre alt, wirken ordentlich. Aber Anfang des Jahres legten die drei Essener eine Überfallserie auf Geschäftsleute hin, die sie für einige Jahre hinter Gitter bringen kann. Einer von ihnen saß 2011 noch als Opfer vor dem Essener Schwurgericht, weil er auf dem Bahnsteig 7 des Hauptbahnhofes von den Brüdern K. ohne eigenes Verschulden niedergestochen worden war.
Er ist flüchtig, soll sich in seiner irakischen Heimat verstecken. Zwei weitere waren zur Tatzeit noch nicht 21 Jahre alt und stehen in der kommenden Woche vor dem Jugendgericht. Vor der XVI. Strafkammer am Landgericht Essen muss sich seit Freitag ein 22-Jähriger verantworten, der auch mal als Kellner in einem arabischen Restaurant gearbeitet hat. Er will nur am Rande mitgewirkt haben. Dass er einem der Mitbeschuldigten, der erst später einstieg, detailliert von den ersten Überfällen erzählt hat, nennt er Prahlerei: „Ich wollte mich mit fremden Federn schmücken.“
Auf Geschäftsleute oder vermögende Privatpersonen hatten sie es abgesehen, heißt es in der Anklage. Am 20. Februar war der Inhaber einer Rüttenscheider Gaststätte das erste Opfer. Als er nachts mit den Tageseinnahmen von 1200 Euro nach Hause fuhr, lauerten sie ihm auf. Maskiert waren sie, bewaffnet mit Pistole und Messern. Dem Wirt müssen sie das Messer vor den Hals halten, bevor er ihnen das Geld gibt.
Wenige Tage später, am 4. März, versuchen sie es mit einem „rip deal“. Sie inserieren im Internet einen BMW für 8999 Euro. Als die Käufer kommen, sollen sie bedroht worden sein. Geld wollen die Räuber. Weil ein anderes Auto vorbeifährt, gelingt den Käufern die Flucht. Einen Tag später der Überfall auf den Vater eines Autohändlers von der Bottroper Straße. Um 21.20 Uhr fahren sie ihm nach. Sie schellen, kommen aber nicht herein, weil die Sicherheitskette den Weg versperrt.
Am 7. März lauern sie laut Anklage dem Wirt eines türkischen Restaurants auf, als dieser um 1.15 Uhr im Jaguar zu Hause ankommt. Ihm hält einer der Täter die Pistole an den Kopf, ein anderer zeigt das Messer. Beute: 2384,40 Euro.
Zur übelsten Tat kommt es am 16. März um 2.20 Uhr. Die Täter hatten beobachtet, dass eine Frau ein Bredeneyer Restaurant verlässt und zu ihrem Haus in Schuir fährt. Als sie die Tür öffnet, greifen die mit Sturmhauben maskierten Täter an. Einer hält ihr den Mund zu. Aus Angst um ihr Leben, so sagt die Anklage, öffnet sie den Tresor. Schmuck für rund 60 000 Euro erbeuten die Räuber.
Belastet wird der Angeklagte durch einen Mitbeschuldigten. Ein weiterer belastet ihn am Freitag. „Ich lüge nicht“, sagt der Zeuge mit Blick auf den Angeklagten. Wenn man etwas gemacht habe, müsse man dazu stehen.