Essen. . In der Weststadthalle bereiten sich 450 Schüler spielerisch auf ein Leben mit Beruf und Familie vor.

„Wenn ich groß bin, dann will ich…, ja was will ich denn überhaupt werden?“ Diese Frage haben sich wohl auch Peter Renzel und Torsten Withake gestellt, als sie noch jung waren – mit 13, 14 oder 15 Jahren. Der eine verantwortet heute als Dezernent die Bereiche Jugend, Bildung und Soziales bei der Stadt, der andere ist Chef der lokalen Agentur für Arbeit. Zwei Jobs mit reichlich Verantwortung. Wie schwierig es gerade für junge Menschen ist, ihren Traumberuf zu finden, wissen beide nur zu gut. Und holen daher dieser Tage zum vierten Mal das Projekt „komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ zur Berufsorientierung und Lebensplanung nach Essen.

Landesweite Initiative

Das Projekt als landesweite Initiative der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen richtet sich an Schüler aller Schulformen. Unter der Schirmherrschaft von Peter Renzel entdecken 450 Jugendliche der achten und neunten Klassen Essener Förderschulen sowie die siebten Klassen der Gesamtschulen noch bis heute in einem 500 Quadratmeter großen Erlebnisparcours in der Weststadthalle ihre Stärken.

Schwächen interessieren nicht, „die hat schließlich jeder. Wir wollen mit den Jugendlichen herausfinden, was sie können“, betont Renzel. Zahlreiche Partner wirken dabei mit, darunter das CJD Zehnthof Essen und das Lore-Agnes-Haus der Arbeiterwohlfahrt. Mit Tempo geht für die Schüler durch sechs Stationen: vom Reiseterminal über den Zeittunnel ins Labyrinth und von der sturmfreien Bude über die Bühne in die Auswertung.

Je nach Wahl von Aufgabe und Lösungsweg vergibt die Moderation verschiedene „Stärken“ an die Schüler – kleine Aufkleber, die sie ihnen als Anerkennung an die Ärmel stecken. Ob jemand gut reden oder mit Zahlen umgehen kann, einen „tierisch grünen Daumen“ besitzt oder viel Fantasie, handwerklich begabt oder ordnungslieb ist, stellt sich so individuell heraus. Und ist den Schülern eine Hilfe. An so genannten „Stärkeschränken“ mit spannenden Materialcollagen erfahren sie am Schluss, welche Tätigkeiten und Berufsfelder zu ihren Stärken passen.

„Auf diese Weise werden Jugendliche mit schlechteren Startchancen frühzeitig und handlungsorientiert unterstützt, verschiedene Wahlmöglichkeiten für die geschlechtersensible Gestaltung ihrer beruflichen und ihrer persönlichen Zukunft zu erkennen“, betont Withake. Begleitet werde das Projekt durch umfangreiche Vor- und Nacharbeit in den Schulen sowie Elternarbeit. „Denn Eltern sind die ersten Berufsberater ihrer Kinder“, weiß Renzel.

Praktisches Wissen rund um Familienplanung, Schwangerschaftskonflikte und Fragen der Sexualität vermitteln Psychologin Barbara Flotho und ihre Kollegen vom Lore-Agnes-Haus. Denn: „Unter den minderjährigen Schwangeren gibt’s immer wieder welche, die es als Lösung für sich sehen, schwanger zu werden, wenn sie keine berufliche Perspektive für sich sehen“, so Flotho. Ein Kind würde ihnen die Bedeutung und Anerkennung bringen, die sie an anderer Stelle nicht bekommen. Dass sich dies auf den späteren Berufsweg auswirkt, würden sie oft nicht bedenken. „Denn viele schaffen eine Ausbildung mit Kind nicht“, so die Psychologin. In der „sturmfreien Bude“ im Erlebnisparcours lernen die Schüler, was in Sachen Verhütung zu beachten ist. Und was nach einem Verhütungsunfall zu tun ist. Berufsorientierung und Lebensplanung lägen eng bei einander. Flotho: „Uns ist es wichtig, dass die Schüler Selbstvertrauen entwickeln und gewiss sind: Ich selbst kann meine Lebensplanung beeinflussen“, sagt Flotho.

Mehr Infos zum Projekt gibt’s unter: www.komm-auf-tour.de