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Grün & Gruga wehrt sich gegen den Eindruck, der städtische Eigenbetrieb sei zu schnell mit der Säge bei der Hand, wenn es um die Verkehrssicherheit von so genannten Straßenbäumen geht, insbesondere von Pappeln. 278 dieser Bäume sollen gefällt werden, vier wurden bereits niedergelegt, weil auch dickere Äste abzubrechen drohten.

Die Gefahr sei besonders tückisch, weil die betroffenen Bäume äußerlich durchaus den Eindruck machten, sie seien kerngesund, erläuterte Roland Heering, zuständiger Abteilungsleiter bei Grün & Gruga, gestern im Fachausschuss des Stadtrates. Das Gegenteil sei der Fall. Erst am vergangenen Freitag seien auf der Twentmannstraße in Altenessen zwei Passanten „relativ schwer verletzt“ worden, als sie von einem herabfallenden Ast einer Pappel getroffen wurden.

"Höhere Gewalt" zählt nicht

Unfälle wie dieser bestätigen Grün & Gruga in der Einschätzung, zu der der Eigenbetrieb unter Hinzuziehung eines externen Sachverständigen im Vorjahr gekommen ist. Auch das Rechtsamt und eine von der Stadt beauftragte Anwaltskanzlei hatten sich mit der Frage befasst, wie die Stadt mit Pappeln verfahren soll, deren Lebensalter 40 Jahre überschritten hat. Anstoß dafür war ein Urteil des Oberlandesgerichts Saarbrücken.

Dessen Richter urteilten 2010, dass ein Grundstückseigentümer sich nicht auf „höhere Gewalt“ berufen könne, sollte jemand durch einen solchen Baum zu Schaden kommen. Recherchen hätten ergeben, dass eine mögliche Gefahr insbesondere von älteren Hybridpappeln ausgehe, so Heering. Diese Pappelart war nach dem Zweiten Weltkrieg häufig gepflanzt worden, weil die Bäume schnell wachsen und für ein grünes Straßenbild sorgten.

"Keinesfalls fällen wir alle Pappeln"

1100 Pappeln hat Grün & Gruga nach eigenen Angaben „in einem ersten Schritt“ im Umfeld von Kindergärten, Schulen und Spielplätzen auf eine mögliche Schädigung untersucht. 282 Bäume stehen auf der besagten Fällliste, die bei Natur- und Baumfreunden für Aufregung sorgt. Der Eigenbetrieb will deshalb das Gespräch mit Naturschutzgruppen suchen, kündigte der stellvertretende Werkleiter, Bernd Schmidt-Knop, an. Dass auch Pappeln jenseits der untersuchten Flächen gefällt werden müssen, scheint nach der Argumentation von Grün & Gruga wahrscheinlich. Zahlen nannte Roland Heering nicht, versicherte aber: „Keinesfalls fällen wir alle Pappeln.“

Vertreter der Ratsfraktionen von SPD, CDU und Grünen stellten sich ausdrücklich hinter das Vorgehen des Eigenbetriebes, warfen angesichts von sich häufenden Erkrankungen von Straßenbäumen aber die Frage auf, welche Arten noch geeignet seien.