Essen.

Aus medizinischer Sicht ist der Brustkrebs kein Notfall, aber es ist immer eine Diagnose, die eine Frau im Sinne von Verunsicherung in Not stürzt, die dazu führt, dass Entscheidungen über die weitere Behandlung getroffen werden müssen. Bereits im vergangenen Jahr regte die Frauenselbsthilfe nach Krebs darum an, einen „Runden Tisch Brustkrebs“ einzurichten, um mehr Transparenz über die Abläufe des Mammografiescreenings und die Überleitung von Patientinnen in die medizinische Behandlung zu schaffen und den Betroffenen alle für ihre Entscheidung nötigen Informationen leichter zugänglich zu machen.

Vertreter der Essener gynäkologischen Kliniken, der niedergelassenen Gynäkologen, der Ärztekammer und der Krankenkassen entwickelten nach dieser Anregung am „Runden Tisch Brustkrebs“ einen „Qualitätsleitfaden Patientinnenbegleitung“, der bundesweit als wegweisend und modellhaft gilt und von allen Beteiligten als Selbstverpflichtung verstanden wird. Dabei sind nicht alle Anregungen neu, sondern basieren teils auf bereits geltenden gesetzlichen Standards. Einig sind sich die Mitglieder des Runden Tisches jedoch, dass sich diese Standards nur einhalten lassen, wenn die Kommunikation aller vor Ort beteiligten verbessert wird und Kooperationen geschlossen werden.

Jede Mammografie von zwei Radiologen beurteilt

Bereits jetzt erhalten alle Essenerinnen im Alter zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre eine Einladung zum Mammografiescreening von der in Düsseldorf ansässigen Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Der neue Qualitätsleitfaden sieht vor, dass jede Mammografie von zwei Radiologen unabhängig voneinander beurteilt wird. Kommen die beiden Experten zu unterschiedlichen Einschätzungen, beraten sie sich gemeinsam. Sollte die gynäkologische Praxis, der die Befunde zugestellt werden, Rückfragen haben, können diese jederzeit mit der Screeningeinheit geklärt werden.

Ist der Befund negativ, wird der Patientin das Ergebnis per Brief mitgeteilt. Bei einem positiven Befund bekommt die betroffene Frau eine Einladung – zusammen mit dem Hinweis, dass sich bei fünf von sechs auffälligen Befunden der Krebsverdacht nicht bestätigt; dies soll dazu beitragen, die Sorgen der Betroffenen nicht unnötig zu steigern. Neben der Frau wird zudem ihr behandelnder Arzt darüber informiert, dass der Befund aus dem Screening weiter abgeklärt werden muss.

Interdisziplinäre Besprechungen

Während der weiteren Diagnostik - so sieht es der Qualitätsleitfaden vor - sollen der betroffenen Frau möglichst viele Informationen an die Hand gegeben werden, hierbei spielen nicht nur die medizinische, sondern auch die psychoonkologische Betreuung eine wichtige Rolle. Um die Qualität langfristig zu sichern und Erkenntnisse zu bündeln, finden interdisziplinäre Besprechungen vor der Behandlung sowie nach erfolgter Behandlung statt. An diesen Besprechungen nehmen Vertreter aller Essener Kliniken, die Brustkrebs behandeln, teil sowie gynäkologische Praxen.