Der „Art Walk“ soll ein neues Terrain des städtischen Kulturlebens erschließen: Die nördliche City wird zum Kreativviertel. Und das Publikum ist eingeladen, die Verwandlung mitzuerleben

Frag nicht, was deine Stadt für dich tun kann. Frag, was du für deinen Stadtteil tun kannst. So lautet Anfang September das Motto in der nördlichen City. Und wenn die Antwort auf diesen leicht abgewandelten Kennedy-Spruch dann noch heißt: „Potenziale entdecken, gemeinsam Spaß haben und ein positives Signal setzen“, dann fällt das Engagement doch umso leichter.

„Art Walk“ also heißt dieser gemeinsame Schritt in die Öffentlichkeit, an dem sich rund 20 Projektpartner, verschiedene Theater, Künstler, Musiker, Menschen und Macher der Nordstadt vom 7. bis 9. September beteiligen. Geplant ist ein dreitägiges Fest, das nicht unbedingt mit großen Gagen, großen Namen und großen Etats jongliert, sondern sich vor allem auf das stützt, was es zwischen Kopstadtplatz und Pferdemarkt reichlich gibt: Kreativität und Experimentierlust, Engagement und innovative Ideen.

Gemeinsame Sache machen dabei nicht nur die Galerien, Shops und Bühnen des oft als „Schmuddelkind“ geschmähten Quartiers: Hinter „Art Walk“ steht auch das gemeinsame Engagement von Kulturbüro, Essen Marketing GmbH und der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG). Ihr Ziel: „Die Wahrnehmung des Quartiers weiter vorantreiben“, sagt Karl-Heinz König, Geschäftsführer der EMG.

Kunst, Akrobatik und Piercing

Eine Fortsetzung in 2013 ist schon angedacht, zumal der finanzielle Aufwand überschaubar bleibt. Das Prinzip dieser alternativen Kunstmeile funktioniere vielmehr nach dem Prinzip einer Bottle-Party, erklärt Kulturdezernent Andreas Bomheuer. Jeder trägt seinen Anteil zum Gelingen des dreitägigen Schaulaufens bei. So zeigt die Galerie 52 Arbeiten von Folkwang-Studenten. Das Unperfekthaus startet seinen ersten Indoor-Kunstmarkt. Bei „simply out tours“ kann man eine etwas andere Führung durch die Nordstadt buchen. Im GeKu-Haus gibt es Piercing-Kunst. Und das GOP-Variete fährt einen Kran für Outdoor-Akrobatik auf.

Zurück auf die Straße heißt es hingegen für rund 70 Musiker beim Straßenmusikfestival „Essen unplugged“. Drei Tage lang verwandeln sich Rheinischer Platz und Speakers Corner des Unperfekthauses zur Open-Air-Bühne. Für Reinhard Wiesemann, Macher vom Unperfekthaus, stehen aber nicht die Zuschauerzahlen im Vordergrund. „Wichtig ist, dass wir Anlieger Spaß haben, dann kommen die anderen von ganz allein.“

Ganz unter sich bleiben will man freilich nicht. Dafür gibt es zu viel zu sehen, zu hören und zu kaufen. „Art Walk“ steht eben auch für den Beweis, dass es neben der traditionellen Förderung öffentlich finanzierter Kultur noch einen anderen, wachsenden Bereich kulturellen Lebens gibt, die Kreativwirtschaft.

Für Bernd Fesel vom europeancentre for creative economy (ecce), ist der „Art Walk“ damit auch „ein Symbol des Erfolges“ und der beispielhaften Vernetzung. Und weil das Thema innerstädtischer Belebung durch Kreativstätten global an Bedeutung gewinnt, hat man Gäste aus Birmingham, Rotterdam, Warschau eingeladen. Die „Art Walk“-Idee hat Wiesemann übrigens aus Miami mitgebracht.