Essen. . Essen und Berlin bekommen vom Bund den Zuschlag und zwei Jahre Zeit für den Aufbau einer “Analytischen Task Force Biologie“. Geübt haben sie in Essen schon: Feuerwehr und Polizei mit dem Spezialeinsatzkommando (SEK) haben eine Biowaffen-Attacke haarklein bis hin zum Bekennerschreiben nachgestellt.

Ehrenvoller Auftrag für die Feuerwehr: Sie hat vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den Auftrag bekommen, in einem zweijährigen Pilotprojekt eine „Analytische Task Force Biologie“ (ATF Bio) aufzubauen. Dabei geht es um die Frage: Welche Infrastruktur braucht es, um wirkungsvoll reagieren zu können auf eine Pandemie oder einen Terrorangriff mit Biowaffen?

Den zweiten Fall haben sie schon geübt. Feuerwehr und Polizei mit dem Spezialeinsatzkommando (SEK) haben eine Biowaffen-Attacke haarklein bis hin zum Bekennerschreiben nachgestellt. Bei der Bewerbung der Feuerwehr beim Bund um den Zuschlag für dieses Pilotprojekt hat das ebenso eine Rolle gespielt wie die Planungen der Feuerwehr für einen Pandemie-Fall, Massenimpfungen inklusive.

Aufbauend auf die bereits vorhandene ABC-Ausrüstung und die Kompetenz für Umwelt-Unfälle soll die Feuerwehr zwei Jahre lang an diesem Pilotprojekt arbeiten. Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn nennt einige Fragestellungen, die dabei durch Praxis beantwortet werden: „Wollen wir ein mobiles Biolabor haben oder wollen wir Kooperationen mit Kliniken? Wollen wir die Ausrüstung in Fahrzeugen verstauen oder muss ein Teil der Geräte per Hubschrauber transportiert werden können?“ Wahrscheinlich, denn im Endausbau der ATF Bio wird die Essener Feuerwehr bei Bio-Einsätzen einen Einsatzradius von rund 300 Kilometern haben und damit nicht nur NRW, sondern auch Teile Niedersachsens und Hessens betreuen müssen.

Einsatzradius von rund 300 Kilometern

Diese Betreuung wird in drei Stufen stattfinden. In überschaubaren Fällen werden die Essener Bio-Experten andere Feuerwehren per Telefon und E-Mail beraten. Bei größeren Einsätzen wird eine Delegation an den Einsatzort geschickt. Und bei Katastrophenlagen wird der ganze Zug an den Unfall- oder Tatort ausrücken. Der Feuerwehrchef schätzt „über den dicken Daumen gepeilt“ mit Blick auf die bereits bestehenden Einheiten für Chemie-Einsätze, dass seine ATF Bio insgesamt aus vier Fahrzeugen und 30 Personen Besatzung bestehen dürfte.

Die ATF Bio soll biologische Problemstoffe schnell aufspüren und identifizieren können. Sie soll auf Basis von Analysen gemeinsam mit Experten im Uni-Klinikum und anderer Kliniken Lageeinschätzungen liefern - und sie soll Betroffene dekontamieren und in Quarantäne nehmen können. Die Kosten für den Aufbau der Bio-Abwehrtruppe bleibt nicht an der Stadt als Betreiber der Feuerwehr hängen. Bogdahn: „Der Bund stellt Fahrzeuge und Gerät, das Land beteiligt sich an den Kosten für die Ausbildung.“ Konkret über Geld geredet wird im Oktober.