Essen. Das Ruhrgebiet bietet mehr als Industriekultur. Dieser Wandertipp führt Sie auf krummen Wegen und engen Pfaden durch eher untypische Gegenden und lässt sie die grünen Seiten der Metropolregion erkunden. Ein Tourtipp durch den Krupp-Wald in Essen.

Im Süden der einstigen Montan- Metropole Essen, zum Ruhrtal hin, sind die Menschen im Durchschnitt ein bisschen besserverdienender, ein wenig älter auch als in manch nördlicherem Stadtteil.

Einer der Wohlhabendsten und Einflussreichsten, die hier jemals ihr Zelt aufschlugen, war Friedrich Alfred Krupp. Dieser Mann, der wie kein anderer für Industrialisierung und Montan-Macht steht, ließ 1870 auf einem Hügel über dem Ruhrtal ein Schloss erbauen, dessen 269 Räume mit insgesamt 8100 Quadratmetern Fläche den Krupps als Wohnhaus und Firmensitz dienten: Villa Hügel.

Der Stahlbaron kümmerte sich mit Hingabe der Planung und Ausführung des Bauwerks, für das nicht allein große Mengen Kruppscher Ziegel, sondern auch zehn Tonnen schwere Marmorblöcke aus Frankreich Verwendung fanden. Umgeben war der Industriepalast von einem weitläufigen Park und landwirtschaftlichen Nutzflächen, Sportanlagen und etlichen Nebengebäuden.

Baldeneysee als Absetzbecken für die Schwebstoffe der Ruhr

Die Hofhaltung besorgten zeitweise an die 650 Angestellte. Kaiser und Könige, Staatenlenker aus aller Welt machten den Krupps hier ihre Aufwartung. Vom Gestaltungseifer der Montan-Macher zeugt auch der Baldeneysee zu Füßen der Villa. Er verdankt sein Dasein einem Wehr bei Essen-Werden, das ursprünglich bei Schloss Baldeney vorgesehen war, von dem er seinen Namen hat.

Der 1933 aufgestaute See sollte hauptsächlich als Absetzbecken dienen, in dem sich das Wasser der Ruhr seiner Schwebstoffe entledigt. Heute ist der See ein besonders an sonnigen Tagen von viel Publikum umrundetes Wasser.

Stiller und schattiger ist es oberhalb des Sees, im Krupp- Wald. Unter grünem Laub, zwischen kleinen Schluchten und Bächen, wird der Wanderer jedoch weniger an Elfen denken, sondern eher an Soll und Haben, Sinn und Wahnsinn eines stürmischen Jahrhunderts, an Kohle, Stahl und Krupp.

Krupp-Wald Essen - die Wanderroute 

0 m Anfangs- und Endpunkt liegen auf dem Parkplatz an der Freiherr-vom-Stein-Str. (L 63), am nördlichen Ufer des Essener Baldeneysees.

130 m An der Straße wenden wir uns nach links.

330 m Wo wir die Bahnlinie unterqueren können, biegen wir über die Straße hinweg rechts ab.

430 m Hinter der Bahnlinie gibt es vier Wege: einer führt nach links, an der Bahnlinie entlang, drei nach Norden. Von den Wegen nach N nehmen wir den rechten. Es geht nun eine ganze Weile stetig bergan, leider auf Asphalt, rechts von uns das eingezäunte Gelände des Krupp-Schlosses. Schritt für Schritt erarbeiten wir uns, der Schwerkraft trotzend, einen Energievorrat für den schönen Abstieg. Wo rechts hinter der Umzäunung ein hübsches Häuschen und vor uns beidseits Wald liegt, können wir einen Blick auf die ferne Villa erhaschen, die sich ansonsten vor neugierigen Blicken aus jeder Richtung gut verbirgt. Mit einem Teleobjektiv ist hier ein hübsches Foto möglich. Dieser Fotopunkt (1) ist in der Karte markiert.

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1160 m An dem Häuschen biegen wir links ab. Kurz darauf führt ein Weg halblinks bergab. Wir lassen ihn links liegen und bleiben auf unserem befestigten Weg. Nach einer spitzen Kurve an der höchsten Stelle gehen wir nun nach Süden, über einen breiten Weg, der uns die Freude macht, nicht asphaltiert zu sein. Rechts oberhalb liegen stattliche Häuser mit Talblick. Hauptsächlich alte Buchen und Eichen geben dem schönen Laubmischwald sein würdiges Gesicht. Das Gelände ist überaus lebhaft modelliert und mit engen Kerbtälern durchzogen, die der Ruhr zulaufen. Immer wieder hören wir über uns Düsenflugzeuge, die sich hier bereits zur Landung auf dem Düsseldorfer Flughafen anschicken.

2430 m An einer Gabelung schwenken wir nach rechts auf einen leicht ansteigenden Weg mit der Kennzeichnung X. Kurz darauf steht an einer hübschen Stelle eine Bank (2) , die zu einer kleinen Rast einlädt.

2830 m Bevor wir die Häuser erreichen, biegen wir links ab auf die Route A 2. Die nächsten Möglichkeiten, die steil ins Tal führen, lassen wir links liegen. Unser Weg knickt an der engsten Stelle des Tals nach links. Wir verschmähen weiterhin abführende Wege, um die schöne Tour nicht unnötig zu verkürzen, und halten uns zu diesem Zweck in Nähe der Häuser, dann nahe der B 224.

Krupp-Wald Essen - die Wanderroute, Teil 2 

Karte Krupp-Wald.JPG

4770 m Wo wir der Bundesstraße ganz nahe kommen, bevor wir ein Wohnhaus erreichen, biegen wir in spitzem Winkel links ab auf einen bergab führenden Weg. Wenn wir an diesem Punkt zur Straße gingen und sie überquerten, könnten wir dort noch den Heissiwald (3) durchstöbern, der in Wirklichkeit nur ein Wäldchen ist, immerhin ein hübsches. Dort gibt es ein Wildgehege mit Mufflons, Rot- und Damwild, um das sich der „Förderverein Wildgatter Essen-Heissiwald“ kümmert. Vielleicht ist dies ein Tipp für eine zweite Tour.

Oder aber Sie möchten den Heissiwald sogleich kennenlernen, weil Ihnen die Tour sonst nicht lang genug ist. In dieser Tourbeschreibung fahren wir jedoch so fort, dass wir, wie gesagt, nahe der Straße in spitzem Winkel nach links abbiegen und bergab gehen. Wir bleiben in der Richtung, lassen einen steil abfallenden Weg rechts liegen, überqueren eine Kreuzung und befinden uns kurz in einem Koniferenbestand (4) , der inmitten des schönen Laubmischwaldes für willkommene Abwechslung sorgt. An der Gabelung bleiben wir auf dem Weg mit der Raute, biegen nicht ab auf den Weg mit dem offenen Quadrat. Auf diese Weise durchqueren wir zwei enge Kerbtäler, in die sich schmächtige Bachläufe eingegraben haben.

5620 m An einem weiteren Kerbtal wenden wir uns in spitzem Winkel nach rechts, talwärts. Bei Gabelungen halten wir uns stets rechts und erreichen nach einigen Biegungen die Eisenbahnunterführung.

6260 m An der Straße geht es links zurück zum Parkplatz.

6460 m Bevor man den Parkplatz erreicht, ist noch ein Abstecher zur Villa Hügel (5) möglich, dem ehemaligen Firmenund Familiensitz der Krupps. Beim Betreten des großzügigen Geländes ist ein moderates Eintrittsgeld fällig. Der Park ist täglich geöffnet, die Villa an Montagen und diversen Feiertagen geschlossen.

6580 m Insgesamt war unsere Tour, den möglichen Abstecher zur Villa Hügel nicht eingerechnet, etwa 6,6 km lang.