Essen. Oberbürgermeister Reinhard Paß schnürt statt Sparpaketen Wanderschuhe, für Umweltdezernentin Simone Raskob heißt es Afrika statt A40. Wir haben uns umgehört, wo die Essener Rathaus-Spitze in diesem Jahr ihre Sommerferien verbringt.

„Schreibtischtäter“ ist einer dieser Begriffe, denen sich nicht nur Essener Lokalpolitiker häufig ausgesetzt sehen. Wenn es um die U rlaubsplanung geht, so ist die Verwaltungsspitze aber alles andere als reglos: Oberbürgermeister Reinhard Paß und seine Kollegen sind echte Aktivpakete, wenn es um die schönste Zeit des Jahres geht.

Allen voran (radelt) Planungsdezernent Hans-Jürgen Best: Seit gut zehn Jahren entdecken er und seine Frau Europa auf zwei Rädern und reißen dabei im Schnitt 2000 Kilometer ab. Nachdem es im vergangenen Jahr vom französischen Nantes bis nach Venedig ging, zieht es die beiden in diesem Sommer ostwärts. „Wir starten an der Mündung der Oder an der Ostsee und wollen von dort aus über Görlitz und Prag bis nach Österreich und schließlich nach Triest in Italien. Wenn noch Zeit bleibt, ist das kroatische Pula unser Ziel“, sagt der sportliche Verwaltungsmensch, für den „Radfahren die pure Meditation“ ist. Bei der Streckenplanung nimmt sich Best übrigens immer mindestens einen Tag Zeit und überlässt nichts dem Zufall - aber das ist ja auch außerhalb der großen Ferien sein Job.

Auch Oberbürgermeister Reinhard Paß kann am besten abschalten, wenn er sich bewegt: Gemeinsam mit seiner Frau macht er sich auf den Weg nach Ehrwald auf der österreichischen Seite der Zugspitze. Dort schnürt Paß statt Sparpaketen seine Wanderschuhe. Treuer Begleiter ist ihm dabei Deutsch-Drahthaar „Brucks“, der vor vier Jahren aus dem Essener Tierheim zur Familie Paß stieß. Nach dem Urlaub ist in diesem Jahr vor dem Urlaub - nach zehn Tagen in den Alpen geht’s weiter in den tiefsten Süden Italiens. Dort gratuliert Paß seiner Nichte, die in Neapel heiratet. Worauf sich Paß am meistens freut? „Der Krimi ist dann ausnahmsweise mal wichtiger als die Drucksache.“

Das Pressegespräch zur Sperrung der A 40 war gestern einer der letzten Termine von Umweltdezernentin Simone Raskob: Für sie heißt es bald Afrika statt Autobahn. Fernab von Verkehrslärm und Umleitungsstrecken macht sich Raskob auf den Weg nach Namibia, wo sie in einer Reisegruppe von Windhuk aus das Land erkundet. Als Hobby-Fotografin freue sie sich besonders auf die Natur und die außergewöhnlichen Lichtverhältnisse - in Afrika ist schließlich Winter. Ganz auf ihr Smartphone verzichten wird Simone Raskob aber trotz gewaltiger Naturspektakel nicht: „Ich werde in Sachen A 40-Sperrung sicherlich mal nachhorchen. Von Verwaltungsseite ist aber alles vorbereitet“, sagt sie.

Sozialdezernent Peter Renzel. Foto:Kerstin Kokoska
Sozialdezernent Peter Renzel. Foto:Kerstin Kokoska © waz

Einmal am Tag riskiert auch Sozialdezernent Peter Renzel in seinem Urlaub einen Blick aufs Handy. Ihn und seine Frau verschlägt es unter anderem für acht Tage nach Stockholm. Ursprünglich hatte auch er gemeinsam mit Freunden eine Radtour quer durch Deutschland geplant. Weil er sich aber an der Hand verletzt hat, musste er den Trip kurzfristig absagen. Sein schönstes Urlaubserlebnis liegt dabei schon hinter ihm: „Im Frühjahr bin ich für zwei Wochen durch Vietnam gereist. Das wirkt bis heute nach“, schwärmt Renzel. Viel fürs Nichtstun im Urlaub hat er dabei nicht übrig: „Ich kann Sand nicht so gut leiden. Aktivität ist für mich Erholung“, sagt er.

Ganz auf seine Frau Christine hat sich Kulturdezernent Andreas Bomheuer bei der Urlaubsplanung verlassen. Die hat sich in diesem Jahr für die Provence entschieden, in der für die Bomheuers mit ihren zwei Kindern Paddel- und Radtouren auf dem Programm stehen.

Personaldezernent Christian Kromberg. Foto: Ulrich von Born
Personaldezernent Christian Kromberg. Foto: Ulrich von Born © WAZ FotoPool

Bei Personaldezernent Christian Kromberg ist es Sohn Simon (8) zu verdanken, dass es wieder nach Borkum geht. Nach der Schottland-Reise 2011 hätte der Filius auf die ostfriesische Insel gepocht. „Nachdem wir einmal dort waren, steht Borkum bei ihm hoch im Kurs“, sagt Kromberg. Ganz ohne Kontakt zum Rathaus geht es auch bei ihm nicht: „Ich halte täglich Kontakt zu meinem Büro. Sonst könnte ich auch nicht richtig abschalten.“