Essen. Viele WAZ-Leser haben für das Lernhaus in Altenessen gespendet: Nun läuft der Umbau, im Sommer will der Kinderschutzbund das neue Gebäude eröffnen.

Zum Glück lässt sich Ulrich Spie nicht so leicht bange machen, und so klettert der stellvertretende Vorsitzende des Essener Kinderschutzbundes nun auf das Baugerüst, sieht über manchen Mangel hinweg und verkündet selbstbewusst: „Im September ziehen wir hier ein.“ Zwar wirkt das ehemalige Schulgebäude an der Altenessener Straße 273 noch sehr unfertig, doch Spie sieht in der Ruine schon das „Lernhaus“, das hier entstehen soll.

Ende 2010 hatte die WAZ zusammen mit dem Kinderschutzbund eine Spendenaktion für das Projekt „Lernen wie man lernt“ gestartet: Das ist am Standort Altenessener Straße in Pavillons untergebracht, die allmählich verrotten. Dabei wird hier wertvolle Arbeit geleistet für Kinder, die aus armen, ausländischen und/oder bildungsfernen Familien stammen. Sie bekommen an der Altenessener Straße Hausaufgabenhilfe, Freizeitangebote und Mittagessen. 71 Kinder sind regelmäßig da, trotz der widrigen Unterbringung. „Es könnten doppelt so viele sein, der Bedarf ist riesig“, sagt Spie.

Diesem Bedarf soll bald das Lernhaus gerecht werden. Dass man am alten Standort festhält, hat Gründe: Mögen die Pavillons noch so marode sein, das Außengelände ist ein Schmuckstück. Außerdem betreibt der Kinderschutzbund hier auch die Kita „Arche“, die von 150 Kindern besucht wird. „Und unser Motto ist ,Viele Hilfen aus einer Hand’“, sagt die Sprecherin des Kinderschutzbundes, Dörthe Plesken. Sprich: Ehemalige Arche-Kinder kennen den Standort schon, wenn sie später Hilfe bei den Hausaufgaben brauchen. Zudem soll es im Lernhaus auch Angebote für die Eltern geben.

Darum werden Multifunktionsräume eingerichtet, die sich für Seminare, Aufführungen und Bewegung eignen. „Wir haben zwei Etagen, so dass wir Spiel und Spaß auf der einen Seite und die pädagogische Arbeit besser entzerren können. In den beengten Pavillons leidet die Konzentration“, sagt Spie.

Keine einzige tragende Wand

Verabschieden musste sich der Kinderschutzbund von der Idee, in der ehemaligen Schule nach der Sanierung eine weitere Kindergarten-Gruppe unterzubringen. „Die hohen Anforderungen an eine Kita ließen sich da bautechnisch nicht umsetzen.“ Denn das Gebäude hatte, wie sich bei den Arbeiten herausstellte, wenig Substanz. Es bestehe lediglich aus einem Trägergerüst aus Stahl, in das Betonelemente eingehängt sind. „Es gibt keine einzige tragende Wand, wir mussten das Haus komplett entkernen.“

Es sollte nicht die einzige böse Überraschung während des Umbaus sein, auch ein Brand warf den Kinderschutzbund zurück. Ein Abriss und späterer Neubau an selber Stelle wäre günstiger gewesen, weiß Spie. „Bloß hätten wir für ein neues Gebäude keine Genehmigung bekommen.“ Das hänge mit den Abstandsflächen für den – auf Eis liegenden – Autobahnbau zusammen.

Der Kinderschutzbund zieht um

Zuletzt litt die Planung auch unter der Tatsache, dass die Baukosten von insgesamt 750 000 Euro nicht gedeckt waren: Etwa die Hälfte der Summe stand vor der Spendenaktion bereit, noch mal 375 000 Euro wollte man sammeln. Tatsächlich gingen Spenden von (immerhin) 100 000 Euro ein. Im vergangenen Jahr tat der Kinderschutzbund alles Mögliche, um das Projekt umsetzen zu können. „Dazu gehört, dass unsere Geschäftsstelle jetzt von der Rellinghauser Straße in die dritte Etage des Lernhauses umzieht.“ So zahlt man die Miete nun im Lernhaus und senkt damit dort die laufenden Kosten.

Wenn der Umbau abgeschlossen ist, wird allein das Projekt „Lernen wie man lernt“ 300 qm im Lernhaus haben. So ein großzügiges und ansprechendes Ambiente, glaubt Spie, nutze nicht nur Kindern und Fachpersonal: „Das macht uns auch für Ehrenamtliche attraktiver.“