Essen. . Feuerwehr und Hilfsorganisationen probten die Rettung von Passagieren der Weißen Flotte. Fazit: Im Ernstfall naht auf dem Baldeneysee schnelle Hilfe
Alarm auf dem Baldeneysee: Die MS Steele, ein Ausflugsdampfer der Weißen Flotte, treibt am Samstagmorgen gegen 9 Uhr morgens manövrierunfähig auf dem See bei Heisingen. Innerhalb weniger Minuten steigt dichter Rauch auf. An Bord des Schiffes mit 43 Passagieren und zwei Besatzungsmitgliedern ist ein Feuer ausgebrochen. Während Schiffsführer Klaus Thiet umgehend die Feuerwehr alarmiert, lotst sein einziger Mitarbeiter alle Fahrgäste ans Oberdeck, verteilt eilig Rettungswesten und versucht, die in Panik geratenen Menschen zu beruhigen. Ein Passagier geht über Bord, schwimmt aber dank Rettungsweste an der Wasseroberfläche.
Ein Szenario, das in diesem Fall nur gestellt ist, aber in Wirklichkeit durchaus möglich wäre. Deshalb, so Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen, ist es so wichtig, den Ernstfall immer wieder zu üben. Unterstützung bekam die Feuerwehr am Samstag von anderen Hilfsorganisationen, die ihre Einsatzqualitäten erprobten. Der Aufwand ist erheblich, denn die Helfer mussten mit Löschfahrzeugen und Rettungswagen anrücken.
Auf dem Wasser gibt es für solche Fälle ein Rettungskonzept: Sowohl der Arbeiter Samariter Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als auch die Johanniter Unfall Hilfe (JUH) haben ihre Boote entweder direkt am See oder sogar startbereit im Wasser liegen, sodass Hilfe schnell naht.
So ist es auch am Samstag: Innerhalb kürzester Zeit starten die Rettungsboote der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und fischen den Mann heraus, der auf dem Wasser treibt. Am Ufer wartet bereits der Malteser Hilfsdienst und übernimmt dort die medizinische Versorgung. Im Minutentakt können auch die anderen Passagiere von Bord evakuiert und an Land gebracht werden. Die Geretteten werden direkt in Zelten am Ufer versorgt und beruhigt; Schwerverletzte umgehend in Krankenhäuser transportiert.
Eine gute halbe Stunde später ist die MS Steele komplett geräumt. Nur der Kapitän und sein Mitarbeiter bleiben bis zu den Löscharbeiten auf dem Schiff. „Ein Kapitän darf sein Schiff nicht verlassen“, sagt Filzen. Die Brandbekämpfung durch die Feuerwehr setzt zeitgleich ein. Gelöscht wird das künstliche Feuer - arrangiert durch eine Nebelmaschine und durch Knallkörper - mit Wasser aus dem See. Exakt 36 Minuten später ist die – wenn auch nur gespielte - riskante Lage unter Kontrolle. Filzen ist zufrieden: „30 Minuten für die Rettung von 43 Personen - das ist eine sehr gute Leistung.“
Rund 120 Helfer waren beim Einsatz am Samstagmorgen dabei, fast alle ehrenamtlich und unentgeltlich. Ein hoher Aufwand, der laut Filzen aber unentbehrlich ist. Denn am Schreibtisch sind solche Erfahrungen im Detail einfach nicht möglich. Alarmierungswege, Kommunikationsstrukturen und Einsatzkonzepte brauchen die praktische Erprobung, um mögliche Schwachstellen zu entdecken.