Essen. In der neue Saison 2012/2013 der Philharmonie Essen gibt es etwa 100 Konzerte, darunter ein Debüt der Müchener Symphoniker, der Star-Sopranistin Anja Harteros und viele spannende Nachwuchskünstler. Neuer „Artist in Residence“ wird der Dirigent Christoph Eschenbach. Mit dabei ist auch wieder John Neumeier und dessen Hamburg Ballett.
Für Johannes Bultmann war es die letzte Präsentation einer neuen Saison - seiner fünften - der Philharmonie. Eine Aufgabe, die Stefan Soltesz in knapp drei Wochen für seine letzte Opern- und die Philharmoniker-Saison noch bevorsteht. Nur geht dann im Aalto-Theater nach 16 Jahren eine Ära zu Ende.
Aber auch nach fünf Jahren hat Bultmann deutliche Spuren hinterlassen. Vor allem konsolidierte er das Haus. Mit kluger Programmplanung (und etwa 60 Konzerten pro Jahr weniger als sein Vorgänger) gelang es ihm, mit dem städtischen Zuschuss von etwa 2, 5 Millionen Euro auszukommen, ohne dabei den internationalen Standard des Programms herunterzufahren.
Wenn Bultmanns Prognose stimmt, kamen in die 105 Eigenveranstaltungen in der laufenden Spielzeit etwa 80.000 Besucher. Bis gestern waren es genau 77.301. Damit wäre jetzt drei Monate vor Ende der Spielzeit schon fast das Vorjahresergebnis von 78.000 Besuchern erreicht. Es gab Zeiten, da kamen bei mehr Konzerten gut 10.000 Besucher weniger pro Saison. Die Zahl der Abonnenten bei den regulären Reihen steigerte sich leicht auf etwa 1800.
Kooperation geht weiter
In der kommenden Saison 2012/2013 setzt Bultmann seine erfolgreichen Konzert-Reihen fort, setzt dabei aber auch auf Neues, wie den „Tristan-Akkord“. Aus Anlass des 200. Geburtstags von Richard Wagner konzipierte Bultmann eine hochkarätige Reihe, mit der am 16. September auch die Spielzeit der Philharmonie beginnt. Erstmals sind die Münchener Philharmoniker unter Lorin Maazel dabei zu Gast in Essen. Sie stellen mit der Ouvertüre zu „Tristan und Isolde“ zugleich den berühmten „Tristan“-Akkord vor, der als Ausgangspunkt der Weiterentwicklung in der Musikgeschichte hin zur Moderne gilt.
Aber auch das Festival für Neue Musik „NOW!“ erlebt nach dem viel beachteten Start in dieser Spielzeit ab Oktober seine zweite Auflage. Damit vernetzt sich die Philharmonie zugleich mit anderen Akteuren in der Stadt, wie Zollverein und vor allem der Folkwang Universität.
Ein Blick nach vorn, bereits in die Zeit des künftigen Intendanten, bedeutet die erste Zusammenarbeit dieses Hauses mit Essens Philharmonikern, die man künftig stärker auch als Orchester der Philharmonie profilieren will. Neben ihrer vom GMD Stefan Soltesz geplanten Sinfoniekonzertreihe sind die Essener erstmals beim Festival „NOW!“ und einem Familienkonzert dabei.
Seit fast zehn Jahren steht die Philharmonie für ein umfangreiches wie anspruchsvolles Programm. Dass dabei auch die Luft nach oben dünner wird, also viele der Weltklasse-Orchester von den wichtigen amerikanischen Klangkörpern, aber auch die aus Wien, Paris, London oder Berlin bereits ihr Essener Debüt hinter sich haben, gehört zum Alltag eines etablierten Hauses.
Lorin Maazel eröffnet die Saison
So gibt es in der kommenden Spielzeit nur ein Orchesterdebüt: Die Münchener Symphoniker unter Lorin Maazel eröffnen die Saison und zugleich die neue Reihe „Tristan-Akkord“. Ihre ersten Essener Auftritte haben aber die Damen des Gesangs: die Sopranistinnen Anja Harteros, die vom Gelsenkirchener Musiktheater aus eine Weltkarriere startete, kommt - begleitet von den Bochumer Symphonikern - noch im September mit Verdi und Puccini.
Angela Denoke wird im Ruhrgebiets-„Parsifal“ im Januar als Kundry ihren ersten Essener Auftritt haben, während die international gefeierte Joyce DiDonato bereits bei der Echo-Klassik Verleihung kurz zu hören war. Die Amerikanerin ist in der beliebten Reihe „Alte Musik bei Kerzenschein“ im Februar mit einem barocken Ariengewitter von Monteverdi bis Händel und Gluck zu erleben. „Il complesso barocco“ dirigiert dabei Alan Curtis.
Seit vielen Jahren ein alter Bekannter und immer gern gehörter Gast ist Christoph Eschenbach. Der Dirigent löst in der neuen Saison die Cellistin Sol Gabetta als „Künstler in Residence“ ab und ist mit vier hochkarätigen Programmen und einer Meisterklasse mit Bariton Matthias Goerne zu Gast. Den begleitet Eschenbach auch im Oktober bei Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“.
Große Namen kommen
Anschließend gibt sich Eschenbach im moderierten „Lyrik-Talk“ fast privat. Neben dem London Philharmonic Orchestra und einer Eschenbach & Friends-Night gelang es Philharmonie-Intendant Johannes Bultmann, die alten Weggefährten Eschenbach und John Neumeier zusammen zu bringen, u.a. in „Vaslaw“ zur Musik Bachs.
Mit Cecilia Bartoli, Hilary Hahn, Murray Perahia, den New Yorker und den Berliner Philharmonikern kommen wieder großen Namen. Aber auch der vielversprechende Dirigenten-Nachwuchs, wie der interessante Omer Meir Wellber oder Pablo Heras-Casado, der hier bereits als GMD gehandelt wurde, sind darunter.
Letzterer dirigiert Berlioz’ „Fantastique“ im dritten Konzert der im kommenden Juni endenden NRW-Residenz des Mahler Chamber Orchestra, einer Kooperation der Konzerthäuser Essen, Dortmund und Köln. Schließlich gibt es noch zehn Mal Jazz und einen Sommernachtstraum mit den Philharmonikern im Stadtgarten. Motto: Das verlorene Paradies. Wie passend.
Info und Karten für alle Veranstaltungen gibt es ab sofort unter Tel: 0201/81 22 200 oder im Internet unter www.philharmonie-essen.de