Essen.. Der Verein Tierrettung Essen versorgt verletzte oder erkrankte Tiere vor Ort und bringt sie bei Bedarf zum Tierarzt. Am Wochenende sind die Helfer im Dauereinsatz. Für das einzigartige Projekt wurde eigens ein Einsatzwagen mit umfangreicher Ausstattung angeschafft.

Etwas benommen tapst Labrador-Rüde Bobby durch die Wohnung und beschnuppert vorsichtig den Besuch. „Wenn’s dem gut ginge, würd’ der freudig auf Sie zustürmen“, sagt Herrchen Fred Schippert. Er macht sich große Sorgen um seinen Liebling, denn Bobby hat die ganze Nacht Blut erbrochen. Oft ein alarmierendes Anzeichen für eine Vergiftung.

Der Hund muss dringend in die Tierklinik, aber wie? Schippert ist nicht motorisiert und einem Taxifahrer zu erklären, dass er einen Hund mit Erbrechen und Durchfallerscheinungen in seinem Wagen transportieren soll, dürfte schwierig werden. Ein Fall für die Tierrettung Essen.

24 Stunden Rufbereitschaft

Nach wenigen Minuten trifft Stephan Witte am Notfallort ein. Am Wochenende ist der Vorsitzende und Gründer des gemeinnützigen wie einzigartigen Vereins im Dauereinsatz, das Handy bleibt eingeschaltet – 24 Stunden am Tag. „Entweder man macht das ganz oder gar nicht“, sagt der 31-Jährige. Für seine drei Mitarbeiterinnen gilt die Rufbereitschaft am Wochenende, Witte selbst ist ständig erreichbar. „Als freier Journalist habe ich den Vorteil, mir meine Arbeitszeit selbst einteilen zu können. Sonst wäre das nicht zu stemmen.“ Wenn ein Notfall reinkommt, hat der Vorrang. Was sagt seine Frau zu so einem zeitintensiven Engagement? „Die arbeitet auch bei uns mit. Da ziehen wir an einem Strang“, so der Vater einer kleinen Tochter.

Die Aufgaben des Vereins sind klar festgeschrieben: Er versorgt akut erkrankte oder verletzte Haustiere vor Ort und transportiert sie fachgerecht zum Tierarzt. Wittes Leute sind zu Tierersthelfern ausgebildet, er selbst hat eine mehrwöchige Schulung zum Tierrettungssanitäter durchlaufen. „Wir leisten sozusagen Erste Hilfe, indem wir das Tier transportfähig machen. Alles weitere übernimmt dann der Tierarzt.“

Manchmal muss alles ganz schnell gehen

Für das Projekt hat Stephan Witte einen Einsatzwagen mit umfangreicher Ausstattung angeschafft. Im Innenraum befinden sich sich Desinfektionsmittel, Verbände, ein Helm, eine Trage, Transportboxen und diverse Hilfsmittel zum Einfangen eines Tieres. „Den Helm brauchen wir zum Beispiel, wenn wir eine Katze vom Baum holen müssen. Die können in Notsituationen unberechenbar sein...“ An der Seite prangt in Signalfarben das Logo der Tierretttung Essen. Bei Einsätzen trägt Witte Schutzkleidung. Autofahren, wenn es auf Minuten ankommt, ist der ehemalige Rettungssanitäter bereits gewohnt. Manchmal muss eben alles ganz schnell gehen.

Bereitwillig lässt sich der sichtlich geschwächte Labrador von Stephan Witte untersuchen. Er misst Körpertemperatur und Herzfrequenz des Tieres und zieht seine Lefzen hoch. Die Schleimhäute sind stark gerötet. Mit vereinten Kräften hieven Sanitäter und Herrchen den Hund auf die Trage -- dann geht es weiter zur Tierklinik Apelt, mit der der Essener Verein eng zusammenarbeitet.