Holsterhausen. BMV-Schülerinnen präsentieren alte Politsatire von 1836 in neuem Gewand. Am Sonntag feiert „Prinzessin Lena“ in der Aula des Mädchengymnasiums Premiere

Dienstags nachmittags an der BMV-Schule: 24 der insgesamt 1350 Schülerinnen machen nach dem regulären Unterricht noch Überstunden bis in den frühen Abend. Sie haben sich in der Aula versammelt, proben ihr Theaterstück „Prinzessin Lena“. Viel Zeit bleibt jetzt nicht mehr: Am Sonntag, 25. März, ist Premiere.

„Prinzessin Lena“ ist die Neuauflage von Georg Büchners „Leonce und Lena“, eine Politsatire von 1836, in der Prinz Leon und Prinzessin Lena gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. Von dem ursprünglichen Stück werden die Zuschauer jedoch nicht mehr ganz so viel zu sehen bekommen, denn die Schülerinnen funktionierten „Leonce und Lena“ zu einer völlig neuen und modernen Inszenierung um.

Nicht nur, dass Rollen umgewandelt wurden, sprich Leonce auf einmal zu Lena wird, auch die übertriebene Spielweise der Mädchen gibt dem alten Stück frische Impulse, so dass eine durchweg heitere Komödie entsteht. Dafür wurde der Originaltext Szene für Szene umgewandelt. Lediglich einige wenige Witze aus dem Original wurden beibehalten; alles andere stammt aus der Feder von Dramaturgin Anna Maggaß oder aus den spontanen Improvisationen und kreativen Köpfen der jungen Schauspielerinnen.

„Die Darsteller nehmen sich auf die Schüppe und veräppeln sich gegenseitig“, erklärt Nina Schwanke, die gemeinsam mit Luise Brockerhoff für die Organisation zuständig ist. Das Problem, einige Rollen eigentlich mit Männern besetzen zu müssen, ist an der BMV nicht neu und wird auch diesmal geschickt gelöst.

Da wird aus Valerio eben kurzerhand Valerie oder Vera. „Ohne Jungs ist es zwar nicht immer ganz leicht, aber die Mädchen haben so viele Ideen, dass es auch ohne Männer gut funktioniert“, so der einzige Mann im Raum, Lehrer Klaus Jägersküpper. So fand die Gruppe auch für eine weitere Schwierigkeit, nämlich den Rollenmangel, schnell eine Lösung: Damit jede einen Part bekommt, wurden Charaktere einfach aufgespalten. Prinzessin Lena wird beispielsweise gleich von drei Schülerinnen verkörpert. „Wir möchten, dass jede eine Sprechrolle bekommt. Uns ist wichtig, dass es nicht nur eine Hauptfigur gibt“, erzählt Regisseurin Luise Brockerhoff.

Neben ihren eigentlichen Rollen hat jedes der Mädchen noch mindestens eine weitere Aufgabe. Anna Maggaß zum Beispiel kümmert sich nicht nur um die Dramaturgie sondern spielt auf der Bühne auch Prinz Leo.

Und Bo-Won Kim komponierte nicht nur die Songs, sondern verkörpert in dem Stück auch den Hofkomponisten. Aus den eigenen Reihen stammen außerdem die Requisiten und Kostüme sowie die Flyer, Eintrittskarten, Poster und das Programmheft. Es sind also nicht nur die Proben, in die die Mädchen aus dem Literaturkurs viel Zeit und Arbeit investieren, sondern auch all das, was die Zuschauer nicht auf der Bühne zu sehen bekommen.