Essen. . Der Bundesfreiwilligendienst als Ersatz für den Zivildienst scheint beliebt zu sein: Mittlerweile gibt es einen Aufnahmestopp. Die Essener Träger warten nun auf „Bufdi“-Kontingente vom Bund - und hoffen auf mehr Geld für mehr Helfer.

Händeringend haben viele Träger nach freiwilligen Helfern gesucht, nun verteilen sie Absagen. Unfreiwillig. Denn der Bund hat Kontingente für Bundesfreiwillige vergeben, die erst aufgeteilt werden müssen. Bis dahin gilt: Aufnahmestopp für Bufdis. Den haben katholische Träger und auch das Diakoniewerk verhängt.

Dabei war es mühsam, den Bundesfreiwilligendienst in Essen anzukurbeln. Plötzlich lief es. Einrichtungen wie das Altfried-Krupp-Krankenhaus oder auch die Johanniter erlebten gar einen Ansturm. Andere wie das Diakoniewerk zeigten sich optimistisch, wollten stärker für ihre Bufdi-Stellen werben. Jetzt herrscht bei ihnen seit vier Wochen schon Aufnahmestopp. Die katholischen Träger stehen auf der Bremse: „Seit 14 Tagen haben wir die Aufnahme ausgesetzt“, sagt Karl-Josef Buron vom Caritasverband. Und Sozialdezernet Peter Renzel hofft, dass es vom Bund mehr Finanzmittel geben werde.

Weiterhin Bedarf an Freiwilligen

„Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, erklärt aber Hanno Schäfer vom Familienministerium. Das Kontingent werde nun jährlich vergeben. „Mehr Geld gibt es nicht.“ Grundsätzlich seien zwar alle Zivistellen in Bufdi-Stellen umgewandelt worden. Was aber nicht heiße, dass alle besetzt werden können. Immerhin waren zuletzt bundesweit 90 000 Zivis im Einsatz, aber von Anfang an lediglich 35 000 Bufdis geplant. „Wir haben das Ziel erreicht“, sagt Roland Hartmann, Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. 2011 seien Kontingente nicht nötig gewesen, da die Gesamtzahl nicht erreicht worden war, sagt Schäfer. Die sollen nun Planungssicherheit schaffen.

Stattdessen herrscht vor Ort aber Ungewissheit. Bewerber wie auch Träger fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Überraschend und unglücklich, findet Hartmut Hüttenhoff, Verwaltungsdirektor und stellvertretender Geschäftsführer der Diakonie, die Lage. Erst sei es schleppend angelaufen, dann haben sie die Stellen genau beschreiben sollen, damit sich viele Interessierte melden. Nun steht auf ihrer Internet-Seite auch, dass keine weiteren Verträge mehr geschlossen werden können: „Tatsächlich aber besteht bei den meisten Verbänden weiterhin Bedarf und der Wunsch nach weiteren Freiwilligen“. Zumal ihnen signalisiert worden sei, sagt Hüttenhoff, dass sie mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr zurückhaltend umgehen sollten. Bufdi-Bewerber also nicht darauf ausweichen können, weil die dazugehörigen Begleitseminare mit ihren Kapazitäten am Ende seien.

Einstellung möglich, aber nicht erlaubt

„Die Situation ist bitter, wir haben bereits 30 junge Leute abgelehnt, die wir sofort hätten unterbringen können“, sagt Karl-Josef Buron. 218 Bufdis haben sie im Bistum Essen, haben gar bei Planspielen auf bis zu 350 aufgestockt. Dann der Dämpfer und ein Hauen und Stechen, das Buron befürchtet, wenn in der kommenden Wochen die Träger ihr Kontingent verteilen. „Leider sind für uns nur 180 Stellen zu erwarten“, schätzt er.

Dramatische Szenen hätten sie bereits erlebt. Weinend beschwerte sich eine junge Frau, die trotz Zusage abgewiesen worden sei. Dabei brauchte sie das Praktikum im Krankenhaus dringend für ihr Medizinstudium. Mit Mühe ist sie untergekommen. Viele andere nicht. 100 Bewerbungen liegen bei ihnen brach. „Die Abiturienten kommen erst“, sagt Buron. Wann sie wieder Bufdis werden einstellen können, wissen sie nicht. Dabei seien sie vom Bundesamt immer wieder aufgefordert worden: „Stellt ein, stellt ein.“ Jetzt sei es nach hinten losgegangen.

Ausbaden muss das auch das Franz-Sales-Haus, das bislang für seine 20-Zivi-Stellen fünf Bufdis fand. Der Wunsch bleibt: „Alle Stellen besetzen zu dürfen“, sagt Personalchefin Angela Holtkamp. Wenn sich aber jetzt jemand melde, können sie kurzfristig nicht zusagen. Gerade haben sie einen Bewerber vertröstet.