Essen. . Auf Einladung des Festkomitees Essener Karneval (FEK) versammelten sich Prinzenpaare, Dreigestirne und andere Tollitäten gemeinsam mit Essener Ratsherren im Rathaus zu einer außerordentlichen Gemeinschaftssitzung.
Wenn Lokalpolitiker samstagmorgens zur Karnevalsmütze greifen und im Rathaus-Foyer zu lauter Musik Gerstensaft ausgeschenkt wird, dann kann es sich eigentlich nur um eine Veranstaltung handeln: Um die närrische Ratssitzung im wichtigsten Haus der Stadt. Auf Einladung des Festkomitees Essener Karneval (FEK) versammelten sich Prinzenpaare, Dreigestirne und andere Tollitäten, die teils aus anderen Städten anreisten. Selbst ein holländisches Prinzenpaar glänzte mit Anwesenheit.
Mitten in dem Käfig voller Narren tummelten sich zudem waschechte Vertreter der Essener Fraktionen. Darunter Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD), die ehemalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger (SPD), Rolf Fliß (Grüne), Thomas Fresen (SPD), Rudolf Jelinek (SPD), Hans-Dieter Schöneweiß (FDP) und Hans Schippmann (CDU).
„Einrichtung eines interdisziplinären Fachbereichs ,Karnevalogie’“
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Sie alle kamen, um über den FEK-Antrag auf „Einrichtung eines interdisziplinären Fachbereichs ,Karnevalogie’ in der Fakultät Bildungswissenschaften an der Uni Essen-Duisburg“ zu debattieren und sich vorrangig zu amüsieren. Letzteres gelang innerhalb der 120 Minuten hervorragend.
In seiner Rede erläuterte FEK-Vorsitzender und Obernarre Peter Sander den Anwesenden genügend Gründe für die Einführung des Studiengangs Karnevalogie. Im Namen seiner jecken Partei behauptete Sander: „Angesichts der Komplexität der Materie kann das erforderliche Fachwissen nur in einem Hochschulstudium vermittelt werden.“ Inhalte des Studiums sollten die Geschichte des karnevalistischen Brauchtums, Protokollarisches Zeremoniell, Nonsens-Rhetorik, Zielgruppenorientierte Kompositionslehre und Choreographie des Ausdruckstanzes sein.
Sander nannte zugleich adäquate Dozenten für den geplanten Studiengang und schlug bereits ausgediente oder kurz vor der Abwahl stehende Politiker vor. Da war die Rede unter anderem von Adolf Sauerland, Karl-Theodor zu Guttenberg oder Christian Wulff. Sie alle hätten, laut Sander, schon immer viel Unsinn geredet.
Duett von Politikund Karneval
Närrische Ratssitzung
Politik und Karneval - das wären zwei eng miteinander verbundene Milieus. Viel Applaus von den über 200 Anwesenden im Sitzungssaal und ein großes Grinsen von einem sichtbar gut gelaunten Oberbürgermeister. Sowohl Paß als auch die anderen Kommunalpolitiker haben längst erkannt, dass der Karneval eine geeignete Plattform für die Politik bietet und immer wieder ein gefundenes Fressen für die Faxenmacher ist.
Eine närrische Ratssitzung wäre schließlich keine echte närrische Ratssitzung, wenn die Politiker nicht aufs Korn genommen würden. Wirklich ernst nahm an diesem Morgen jedenfalls niemand etwas. Und auch entschieden wurde bei dieser zwölften Sitzung nichts. Ähnlich wie bei echten Ratssitzungen kamen die Herren vom eigentlichen Thema ab. So stand plötzlich die A40 als Strecke für den Rosenmontagszug zur Debatte. Nach einem amüsanten Schlagabtausch zwischen den Essener Politikern und den Vertretern der Quatsch-Partei wurde die Abstimmung - wie in jedem Jahr - aus Zeitgründen auf die nächste Sitzung vertagt.
Oben in der 22. Etage wartete schon die Erbsensuppe. Mit ein Grund für die Vertagung der Abstimmung – vielleicht auch der einzige Grund...