Essen. . In diesem Jahr haben sich bereits 1467 Essener einbürgern lassen. Menschen wie Oana Madalina Schäferaus Rumänien, die „endlich mitwählen“ wollte. Oder Justyna Katarzyna Grzmil aus Polen, die in Essen studierte, und hier als Lehrerin arbeitet.
Endlich. Endlich kann sie mitbestimmen. Endlich kann sie entscheiden, wer das Land, in dem sie seit über acht Jahren lebt, arbeitet und Steuern zahlt, regiert. „Das war für mich der Hauptgrund, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Ich will endlich mitwählen“, sagt Oana Madalina Schäfer. Sie kommt aus Rumänien - und hält seit Mittwochabend einen deutschen Pass in ihren Händen.
Zum zweiten Mal hat die Stadt Essen zur Einbürgerungsfeier in den Ratssaal eingeladen. 107 neue Bürger sind gekommen, eine Ärztin aus Bulgarien, eine Chinesin, die die Meinungsfreiheit in Deutschland lobt, eine ganze Familie aus Nigeria, die eigentlich keine Zeit hat, weil der Papa gleich noch zur Nachtschicht muss. „Sie alle sind seit vielen Jahren Essener“, sagt NRW-Justizminister Thomas Kutschaty während der Feier. „Nun haben sie auch die deutsche Staatsangehörigkeit - mit allen Rechten und Pflichten.“
1467 Essener haben sich in diesem Jahr einbrügern lassen
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1467 Essener haben in diesem Jahr diesen Schritt getan, stellvertretend für sie überreichte Oberbürgermeister Reinhard Paß vier Essenern am Mittwoch die Einbürgerungsurkunde. Oana Schäfer ist eine von ihnen.
Im Hintergrund spielt das Blechbläserquintett des Schönebecker Jugendblasorchesters, Oana Schäfer ist so aufgeregt, dass ihr die überreichten Unterlagen aus der Hand gleiten. „Das ist ein besonderer Tag für mich.“ Aber auch ein schwieriger: Ihre Mutter habe große Probleme damit gehabt, dass sie die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen wollte. „Sie hatte Angst, dass ich mich von meiner Heimat abkehre. Ihr war wichtig, dass ich meinen rumänischen Pass behalte.“ Die Speditionskauffrau hat also zwei Pässe. Die doppelte Staatsangehörigkeit ist möglich, seit Rumänien Teil der EU ist. Müsste sie sich allerdings für einen entscheiden, würde Oana Schäfer „ohne mit der Wimper zu zucken“, den rumänischen abgeben. „Ich habe nicht vor, zurückzukehren, mein Leben ist hier.“
„Vom Gefühl her ändert sich für mich aber nichts“
Für Justyna Katarzyna Grzmil (28) ist die Einbürgerung ein Akt der Integration. „Ich habe in Essen studiert, arbeite in diesem Land als Lehrerin, habe hier meinen Freund“, zählt die gebürtige Polin auf. Die 28-Jährige sieht das nüchtern: „Die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, das ist für mich der logische nächste Schritt. Vom Gefühl her ändert sich für mich aber nichts.“ Ein sehr viel bedeutender Schritt war dieser Abend für Amar Hulich. Der 76-Jährige kommt aus Marokko, ist so aufgeregend, dass er mit seiner offiziell überreichten Einbürgerungsurkunde und einem großen Blumenstrauß in der Hand nur noch müde nach Hause möchte. Viele andere fahren in die 22. Etage zum Empfang mit Buffet.
Auch Adrienne Juhasz aus Ungarn und ihr Mann Hector Hernandez aus Kuba. Ein multinationales Pärchen, denn beiden haben nun auch einen deutschen Pass. Juhasz hat sich erst in diesem Jahr um ihren beworben. „Ich hätte meine Urkunde auch lieber feierlich überreicht bekommen“, sagt die Ungarin. Sie habe ihre im Amt abgeholt, keine fünf Minuten habe das gedauert. „Schöner hätte ich es gefunden, wenn ich heute Abend auch namentlich aufgerufen worden wäre.“