Essen.. Nachdem Oberbürgermeister Reinhard Paß am Vormittag sich mit denkbar klaren Worten für Christian Kromberg als künftigen Personaldezernenten stark gemacht hatte, war die Taktiererei der Fraktionen beendet. Bis zuletzt hatte die FDP für ihren Kandidaten Uebrick gekämpft.
Plötzlich war alles ganz einfach: Nachdem Oberbürgermeister Reinhard Paß am Vormittag sich mit denkbar klaren Worten für Christian Kromberg als künftigen Personaldezernenten stark gemacht hatte, war die Taktiererei der Fraktionen beendet. Mit 62 von abgegebenen 81 Stimmen wurde der Leiter des Rechtsamts vom Rat schließlich überzeugend in sein Amt gewählt. Auf seine Mit-Kandidaten Andreas Meyer-Falcke und Thomas Uebrick entfielen neun bzw. sechs Stimmen. Drei Ratsleute enthielten sich, einer wählte ungültig.
Indem SPD-Mitglied Paß dem CDU-Mann Kromberg in einer öffetlichen Mitteilung gestern Vormittag das „vollste Vertrauen“ aussprach, konnte die CDU-Fraktion nicht mehr anders als sich ebenfalls zu dem 45-Jährigen zu bekennen - und damit die Solidarität im Vierer-Bündnisses dranzugeben. Denn bis zuletzt hatte die FDP mit dem Argument, nun sei man auch mal dran mit einen Posten in der Stadtspitze, für ihren Kandidaten Uebrick gekämpft und damit das Bündnis auf eine harte Probe gestellt. Denn der liberale Kandidat war wiederum bei Grünen, aber auch in Teilen der CDU nicht durchsetzbar.
Kromberg "fühlt sich vom ganzen Rat getragen"
So entstand im Rat eine bizarre Situation. Während die Sozialdemokraten gelöst und heiter wirkten, obwohl sie soeben in ihrer großen Mehrzahl einen weiteren, den dritten Christdemokraten in den Verwaltungsvorstand gewählt hatten, wirkten CDU und auch Grüne bedrückt. Nicht nur, dass das Viererbündnis geschwächt, vielleicht sogar am Ende ist; CDU-Fraktionschef Thomas Kufen musste auch hilflos mit ansehen, wie der bislang als wenig durchsetzungsstark geltende OB ihm das Heft aus der Hand nahm, den CDU-Kandidaten vorschlug und diesen mit Hilfe der auf Kromberg eingeschworenen SPD mühelos im Rat durchbrachte.
Kromberg bemühte sich nach seiner Wahl in einer kurzen Ansprache, die aufgerissenen Gräben zuzuschütten. Er fühle sich „vom ganzen Rat getragen“ und dankte dem OB für das „besondere Vertrauen“. Da er auch für öffentliche Ordnung und Feuerwehr zuständig ist, versuchte er die Atmosphäre mit einem Witzchen aufzulockern. Sein Sohn freue sich besonders, dass der Papa nun „auch ein bisschen Feuermann ist“.
„Das war für die CDU eine sehr schwierige Situation"
Nicht zu Witzen zumute war FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß, der nicht ausschließen mochte, dass die FDP das Viererbündnis verlässt, was im Rat wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse automatisch auch das Ende der schwarz-grünen Dominanz zur Folge hätte. In jedem Fall müssten künftig „verlässliche Absprachen“ getroffen werden. Schöneweiß: „So kann es jedenfalls nicht weitergehen.“ Der FDP-Fraktionschef zeiget sich außerdem zornig über den OB, dem er zumindestens das moralische Recht absprach, „hier einen Kandidaten für den eigenen Verwaltungsvorstand zu benennen“. Schöneweiß zufolge ist es absolut denkbar, dass die FDP bei der 2012 anstehenden Wiederwahl oder Neubesetzung des Umweltdezernats erneut eigene personelle Akzente setzt.
Kromberg betonte in einem ersten Pressegespräch am Rande der Ratssitzung, dass er sein Amt nicht parteipolitisch verstehe. „Die einen werden von mir erwarten, dass ich die 1000 Stellen streiche, die anderen, dass es Neueinstellungen gibt.“ Sein Handeln werde sich „irgendwo in der Mitte“ bewegen.
Das Hin und Her der letzten Wochen, die Tatsache, dass auch seine Bewerbung in die Mühlen der Politik geriet, seien zwar eine harte Erfahrung gewesen, „andererseits habe ich im Rathaus viel Zustimmung erfahren“. Seiner Partei und CDU-Fraktionschef Kufen sei er keinesfalls gram: „Das war für die CDU eine sehr schwierige Situation.“ Die hohe Zustimmung im Rat für seine Person sei erfreulich: „Man traut mir zu, diese Arbeit ehrlich und mit Blick auf die Menschen zu tun.“